Rezension

Wie eine Briefkette die Leben aller Beteiligten bereichert

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
von Ángeles Doñate

Bewertet mit 4 Sternen

Inhaltsangabe:

In dem kleinen spanischen Ort Porvenir zieht der Winter mit einer schlechten Nachricht ein: Das über hundert Jahre alte Postamt soll geschlossen werden. Eine Hiobsbotschaft für Sara, die rothaarige Postbotin und alleinerziehende Mutter, die nun nach Madrid versetzt werden soll. Und eine Katastrophe für die achtzigjährige Rosa, die in der sympathischen Frau und ihren drei kleinen Kindern eine Familie gefunden hat. Doch dann hat die alte Dame eine Idee, die alles vielleicht noch retten könnte: Sie schreibt einen Brief, der ihr schon seit Jahrzehnten auf der Seele brennt, und eröffnet damit einen Reigen außergewöhnlicher Briefe, die alle auf dem Postamt von Porvenir landen. An ihrem vierzigsten Geburtstag erhält die vollkommen überraschte Sara neununddreißig Briefe mit Zitaten aus den schönsten Liebesbriefen der Weltliteratur. Der vierzigste Brief aber ist von dem Mann, der sie heimlich liebt …

Das Buch lässt sich flüssig lesen und ich konnte es  teilweise nicht weglegen, weil ich wissen wollte, wie es in der Briefkette weitergeht. Was für eine wunderschöne Geschichte! Die Briefaktion gestaltet sich ganz wunderbar und es ist so schön, in die Gedanken der einzelnen Personen einzutauchen. Aber auch die persönlichen Begegnungen zwischen den Personen gefallen mir sehr gut. Und ja, es juckt in den Fingern, selbst einen Brief zu schreiben...

Besonders gefällt mir die Geschichte von Alma und Álex, die sich persönlich kennenlernen, aber auch beide Teil der Briefkette sind. Ihre Begegnung zeigt, dass in Porvenir gerade einige Leben im Umbruch sind, nicht nur Saras.

Aber auch Hypatia mag ich sehr, ihre Freude, als sie ihren Brief bekommen hat, war so berührend! Und ich fand es toll, dass sie sich bemüht hat, die Briefkette am Leben zu erhalten, obwohl sie den Brief nicht selber schreiben kann.

Durch die besondere Stimmung, die die Briefaktion verursacht, nimmt Sara auch die Menschen in ihrem Umfeld anders wahr und ihr werden für Karol die Augen geöffnet, so dass es zu einem tollen Gespräch zwischen ihnen kommt.

Die Briefkette ist so spannend, vor allem, wenn sie ins Stocken gerät oder gar zu befürchten ist, dass sie ganz reißt. Und man ist neugierig, wer den nächsten Brief erhält und was derjenige wiederrum schreibt. Da es jeweils nur diesen einzigen Brief in der Kette gibt, ist der aktuelle Empfänger in dem Moment ganz allein für Sara verantwortlich ist. Wird er bzw. sie die Verantwortung übernehmen und einen weiteren Brief schreiben?

Auch weitere reale Begegnungen finden statt. So trifft zum Beispiel Alma ihre Lieblingsautorin. Es entsteht daraus ein sehr schönes Geben und Nehmen zwischen Leserin und Autorin.

Die Post in Porvenir erhält dann noch einmal richtig Aufschwung, als Saras Bekanntschaft, mit dem sie bisher entfernungsbedingt nur gechattet hatte, eine Flut von Liebesbriefen losschickt.

Zum Schluß schließt sich im neu gegründeten Leseclub der Kreis der Menschen aus der Briefkette und man erfährt, wie diese Briefkette das Leben aller Beteiligten bereichert hat. Ein gelungenes "rundes" Ende!