Rezension

Wie verkraftet man seine Vergangenheit

Der namenlose Tag - Friedrich Ani

Der namenlose Tag
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4 Sternen

Jakob Franck war Kriminalhauptkommissar in München und ist seit zwei Monaten im Ruhestand. Er leidet immer noch unter den Nachwirkungen seines  Berufs, denn hin und wieder besuchen ihn die Toten, mit denen er zu tun hatte. Eines Tages bekommt Franck einen Anruf von Ludwig Winther. Dessen Tochter Esther wurde vor über zwanzig Jahren erhängt im Park aufgefunden und ein Jahr danach hat sich Winthers Frau ebenfalls erhängt. Winther ist davon überzeugt, dass seine Tochter ermordet wurde und bittet Franck, den Fall aufzuklären. Franck hatte damals die Todesnachricht der Mutter überbracht, während Winther selbst auf einer Schulung in Salzburg war.

Franck glaubt eigentlich an den Selbstmord , aber da es einige Ungereimtheiten gab, übernimmt er noch einmal die Ermittlungen auf privater Ebene, aber in lockerer Zusammenarbeit mit seinem früheren Kollegen, der den Fall ursprünglich betreut hat. Er redet mit ehemaligen Mitschülern, Nachbarn und anderen Beteiligten und erfährt viele Unstimmigkeiten. Irgendwann bekommt Franck  eine Ahnung, was sich abgespielt haben könnte - er nennt das Gedankenfühligkeit -  und findet letztendlich einen Zeugen.

Friedrich Ani hat einen sehr einfühlsamen Kommissar geschaffen, der sich in die Psyche anderer Menschen hineindenken kann. Besonders deutlich wird das durch eine Szene, die mit dem eigentlichen Fall nichts zu tun hat, aber viel über den Kommissar aussagt. Das düstere Cover, das mich an eine Trauerkarte erinnert, passt gut zu der Stimmung des Buches.Der Schreibstil ist manchmal ein wenig schwierig, besonders am Anfang musste ich mich sehr konzentrieren, um der Handlung folgen zu können aber es hat sich definitiv gelohnt.

Das Buch zeigt, durch welche Erlebnisse ein Mensch geprägt werden kann. Ein Kindheitstrauma sowie fehlenden Zuneigung und Alleingelassen werden führen in dieser Geschichte zu fatalen Handlungen und deren Folgen. Friedrich Ani führt den Leser ganz langsam und mit Respekt an ein sehr nachdenklich stimmendes Ende.