Rezension

Willst du die perfekte Welt?

Perfect - Willst du die perfekte Welt? - Cecelia Ahern

Perfect - Willst du die perfekte Welt?
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 4 Sternen

Celestine ist fehlerhaft. Sie wurde gebrandmarkt als Zeichen, dass sie nicht mehr den Ansprüchen einer perfekten Welt entspricht. Gleichzeitig ist Celestine ein Symbol für den Widerstand gegen die Makellosigkeit. Denn willst du wirkliche eine perfekte Welt?

Es handelt sich hierbei um den 2. Band von Cecelia Aherns Dystopie, um eine perfekte Welt in der Fehler keinen Platz finden.

In diesem gesellschaftlichen System müssen sich Menschen nicht nur vor dem Gesetz sondern auch vor einer eigenen moralischen Instanz verantworten, wenn sie nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Wer gegen die allgemein angesehene Moral verstoßen hat, wird mit Brandzeichen versehen und dadurch zum Mensch zweiter Klasse gemacht.

Protagonistin Celestine war im 1. Teil noch ein perfektes junges Mädchen. Durch eine unüberlegte Handlung ist sie in die Fehlerhaftigkeit abgerutscht und hat sich das Tribunal zum Feind gemacht. Denn sie trägt ihre Brandzeichen mit Stolz und wird zur Heldin ihrer Gesellschaft stilisiert.

Die Handlung an sich ist sehr spannend erzählt und ich muss zugeben, dass Cecelia Ahern durch überraschende Wendungen richtig überraschen kann. Ich mag es, dass die Autorin teilweise eigene Wege geht und sich auch in diesem Genre behaupten kann.

Manche Punkte haben mir weniger gefallen, obwohl es an sich gut zu lesen ist. Für mich persönlich sind die Hintergründe dieser Makellosigkeit nicht nachvollziehbar, weil ich die Regeln nicht verstehe. Hier habe ich das Gefühl, dass der Rahmen nicht ganz durchdacht ist und nur als Gerüst für die Handlung herhalten muss.

Ähnlich geht es mir mit Celestines Märtyrertum, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum dieses Mädchen so in den Himmel gehoben wird. Aber vielleicht hat ihre Person das Faß zum Überlaufen gebracht und sie wurde von der Gesellschaft als stellvertretende Heldin auserwählt. Jedenfalls bleibt für mich unklar, wie und warum es zu Celestines Glorifizierung kommen kann, weil sie auf mich gar keinen heldenhaften Eindruck macht.

Wie auch schon im 1. Band gefällt mir besonders gut, wie Cecelia Ahern den Perfektionswahn unserer Gesellschaft in einen fiktiven Rahmen packt. Egal ob es um Äußerlichkeiten oder die Lebenseinstellung geht, das politische und gesellschaftliche System schreit doch immer wieder nach der Entmündigung - was sie wunderbar angekreidet hat. Denn wo kämen wir hin, wenn wir alle ohne eigene Meinungen und Überzeugungen wären? Ja, genau, in eine perfekte Welt, in der das System die 08-15-Version Mensch vom Fließband laufen lässt. In diesem Punkt hat mich die Autorin voll und ganz überzeugt.

Gleichzeitig hält sie uns noch einen Spiegel vors Gesicht, wenn es um Toleranz anderer Einstellungen geht. Manchmal fällt es eben schwer zu akzeptieren, dass jemand einen anderen Weg wählt. Dabei ist unsere Menschlichkeit gefordert, diesen Entscheidungen respektvoll gegenüberzustehen, auch wenn wir sie als falsch erachten. Denn schneller als gedacht werden aus Mitmenschen Menschen zweiter Klasse gemacht, und wo das hinführen kann, haben wir in Europa schon einmal am eigenen Leib erlebt. Hier spielt die Autorin sogar auf Konzentrationslager und den Nationalsozialismus an, was ich so nur unterschreiben kann.

Alles in allem hat Cecelia Ahern eine gute Dystopie geschrieben, die mit den üblichen Elementen punkten kann. Ich hätte mir lediglich ein etwas runderes Gesamtbild und mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Wer sich gern in dystopische Welten begibt, wird mit „Flawed“ und „Perfect“ mehr als zufrieden sein, und sehen, dass eine perfekte Welt, die Hölle ist. 

Die Dilogie:
1) Flawed. Wie perfekt willst du sein? 
2) Perfect. Willst du die perfekte Welt?