Rezension

Wolfswinter

Schwarzer Winter - Cecilia Ekbäck

Schwarzer Winter
von Cecilia Ekbäck

 

„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (Thomas Hobbes´ negatives Menschenbild) :  wenn die Furcht der Menschen übermächtig wird, besteht große Gefahr, sich einen „Sündenbock“ zu suchen.

Diese Erfahrung muss die junge Frederika machen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit ihren Eltern Paavo und Maija und der kleinen Schwester Dorotea aus dem finnischen Österbotten in ein ärmliches Anwesen am Bergmassiv Blackåsen zieht. Hier, im unwirtlichen nordschwedischen Teil Lapplands, versucht sich die Familie unter großen Schwierigkeiten eine neue Existenz aufzubauen. Beim Ziegenhüten entdeckt Frederika die Leiche eines Mannes, dessen Tod die anderen, weit verstreut wohnenden Siedler dem „Bösen“ im Berg Blackåsen zuschreiben. Ihre Mutter Maija, die über Kenntnisse in der Heilkunde verfügt, erkennt, dass Eriksson Opfer eines Mordes geworden ist, und versucht Licht ins Dunkel zu bringen, um Furcht und Misstrauen der anderen Bewohner entgegen zu wirken; denn sie weiß: Angst und Aberglaube lassen Menschen erbarmungslos und unberechenbar werden.

Dabei werden nach und nach weitere düstere Geheimnisse und das mysteriöse Verschwinden von Menschen aufgedeckt. Maija selbst und auch Frederika, mit der besonderen Gabe des „Sehens“ ausgestattet, geraten in Gefahr.

Vor dem historischen Hintergrund der Nordischen Kriege unter Karl XII., ihren Auswirkungen und der großen Armut der Landbevölkerung entwickelt Cecilia Ekbäck diesen vielschichtigen Roman.

In einer klaren, nüchternen Sprache erzählt sie von dem extrem langen, bitterkalten Winter des Jahres 1717/1718 und dem mühevollen Kampf der Menschen in Nordschweden ums Überleben.

Der auf das Wesentliche beschränkte Stil spiegelt die Charaktere ihrer Figuren wider und macht sie kraftvoll und authentisch: es sind Menschen, die unter extremen Umweltbedingungen leben und arbeiten müssen.

Das Geheimnisvolle der Geschehnisse im Roman, die kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen des frühen 18. Jahrhunderts, der Krieg, die Not: all das wirkt verstörend und macht den „Wolfswinter“ düster und bedrohlich.

Das oft wiederkehrende (Sinn-) Bild des hungrigen, jagenden Wolfsrudels wird (auch im übertragenen Sinn) zum Leitmotiv des Romans.

Immer wieder verwendet die Autorin, selbst in Schweden geboren, eindrucksvolle Bilder, die dem Leser die Schönheit und Einsamkeit der Landschaft vor Augen führen, ihn aber auch an der Unbarmherzigkeit des nordschwedischen Winters teilhaben lassen.

Es ist ein anspruchsvoller Roman, den Cecilia Ekbäck uns hier vorstellt. Von den zahlreichen Roman-Neuerscheinungen diesen Jahres hat mich „Schwarzer Winter“ am meisten beeindruckt