Rezension

Wunderschön anzusehen, Lesevergnügen eher durchschnittlich

Der Rabengott -

Der Rabengott
von Ann Leckie

Bewertet mit 3 Sternen

Meine erste Begegnung mit High Fantasy - bin noch etwas unschlüssig

Der Rabengott von Ann Leckie (ins Deutsche übersetzt von Michael Pfingstl)

 

So, nun ist der allererste High-Fantasy-Roman ausgelesen. Und ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, wie mir das nun gefallen hat und wie ich ihn bewerten soll.

 

Worum geht’s?

 

Seit Jahrhunderten wird das Königreich Iraden von einem Gott beschützt: Er heißt der Rabe und residiert in einem Turm in der mächtigen Hafenstadt Vastai. Von dort wacht er über das Reich. Seinen göttlichen Willen lässt er über einen Rabenvogel an seinen menschlichen »Statthalter« kundtun. 

Der Vogel des Rabengottes ist tot, und die göttliche Regel schreibt vor, auch der „Statthalter“ muss unverzüglich sterben, um Platz für seinen Nachfolger zu machen. Als Mawat, der rechtmäßige Erbe, mit seinem Freund, dem Kämpfer Eolo, in der Hauptstadt eintrifft, sitzt bereits ein Regent auf dem Herrscherstuhl – sein Onkel.  Mawats Zorn kennt keine Grenzen und während er versucht, sein Reich zurückzuerobern, entdeckt Eolo, dass der Turm des Raben ein dunkles Geheimnis birgt: In seinem Fundament harrt eine Prophezeiung, die, wenn sie sich erfüllt, Iraden für immer zerstören könnte

 

Wie war es?

Der uralte Konflikt (Erbe, der von einem Familienmitglied um den Thron betrogen wird) ist ja nichts neues. Trotzdem bietet dieses Buch eine ungewöhnliche Herangehensweise. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einer in der Gegenwart mit Mawat und Eolo, der andere in der Vergangenheit, hier geht es um die Entstehung und Geschichte des Gottes von Iraden. 

Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich, da praktisch nur aus Sicht des Gottes, der Stärke und Geduld des Hügels, erzählt wird. Hier muss ich dem Kollegen Michael Pfingstl wirklich ein großes Kompliment zu seiner sehr gelungenen Übersetzung machen, es gehört schon viel Durchhaltevermögen dazu, das so konsequent ins Deutsche zu übertragen. Einziger Kritikpunkt ist für mich die Darstellung der Xulahni. Dass sie die Sprache nicht beherrschen und eigentlich auf einen Dolmetscher angewiesen sind, wird ja deutlich. Diese penetrant immer gleichen Fehler, die aber unter Umständen im englischen Original ähnlich sind, empfand ich als eher nervig (..wenn er ist haben/ …er ist sein…). Das hätte ich persönlich in der Übersetzung etwas sparsamer eingesetzt.

Die Protagonisten fand ich interessant, insgesamt aber etwas blass. Prinzipiell konnte ich gut in die Geschichte abtauchen und das World Building von Ann Leckie ist sehr gelungen, aber die ausschweifenden Erzählungen des Gottes, der oft sehr langatmig über seine Entstehung schwadroniert, waren mir einfach zu lang und ich wurde dadurch immer wieder aus dem Lesefluss geworfen.

 

Fazit:

Ein wunderschön gestaltetes Buch, Cover und Farbschnitt sind optisch wirklich ein Hingucker. High Fantasy als Buchgenre ist für mich neu, deshalb habe ich (bis auf Filme) nicht viele Vergleichsmöglichkeiten. Fans mag es gefallen, für mich war es eher ein durchschnittliches Lesevergnügen.