Rezension

Wundervoll

Nachtlichter
von Amy Liptrot

Eine großartige Verbindung von Fakten und interessanten Themen mit der eigenen Lebensgeschichte der Autorin. Brillant.

Das Buch beschreibt Amy Liptrots Rückkehr auf die Orkneyinseln, den Ort ihrer Kindheit und der Ursprung ihres Seins. Dort stellt sie sich ihrem über Jahre gesteigerten Problem: dem Alkoholismus und begibt sich auf die Suche nach tiefer Klarheit im Leben.

Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und geliebt. An keiner Stelle wurde es langweilig, da sich Informationen und Gefühle einen wie (schon angedeutet) grandiosen Schlagabtausch lieferten.

Ich bespreche in meinen Rezensionen eher selten das Buchcover, da ich die Meinung vertrete Ästhetik liegt im individuellen Auge des Betrachters. Aber über dieses Cover muss ich reden. Für mich definitiv eines der schönsten Cover 2017, mit gelungener Farbkombination sowie Hell-Dunkel-Kontrast, zeitlosem und trotzdem modernem Design und einer Bedeutung für das Buch (nicht einfach ein wahlloses Motiv). Wunschcover.

Der Schreibstil teilte mit dem Leser Naturschilderungen der ganz besonderen Art und führte mich dabei ganz nah ans Geschehen heran. Er kam ohne viel Tamtam aus, sondern berichtete mit viel Klarheit und auch einer gewissen Sachlichkeit (was emotionale Momente anging).

Das reiche Spektrum von Themen, die im Buch aufgegriffen wurden, kann ich gar nicht genug loben. Wer gerne ungekannte Dinge dazu lernt und seinen Horizont erweitert, der wird beim Lesen ein hüpfendes Herz haben. Der Leser lernt sicher die Orkneyinseln kennen. Amy Liptrot befasst sich dabei mit Hingabe mit Inselpopulationen und ihrem Erfolg/Misserfolg, den Walen, erneuerbaren Energien oder besonderen Wolkenarten. Genauso wie mit dem Aussterben und Vermehren bestimmter Vogelarten, der Fels-, Küsten- und Inselbildung und natürlich dem Alkoholismus (vor allem Therapie betreffend). Die Informationen haben wissenschaftlichen Charakter, bilden aber keine Unterbrechungen im Buch, da sie angenehm eingeflochten sind in beispielsweise bestimmte Kindheitserinnerungen etc.
Nach dem Lesen dieses Buches habe ich ein relativ präzises Verständnis vom Inselleben (mit kleiner Zahl an Menschen) und bin fasziniert von einigen beschriebenen Momenten.

Das Motiv vom Kontrast der Großstadt London und den Orkneyinseln hat mir gut gefallen, mein Interesse geweckt und mich gleichzeitig viel Neues über Alkoholismus lernen und erfahren lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch eine Bedeutung und einen Unterschied machen könnte, für den einen oder anderen Betroffenen, der selbst mit einer Droge zu kämpfen hat.

Ein offenes und interessant-fesselndes Buch über die Wiederentdeckung des Lebens und die Schönheit und Gewalt der Natur, sowie ein menschliches Schicksal, dass ich jedem Leser nur ans Herz legen möchte.