Rezension

Wusste leider nicht voll zu überzeugen

A Venom Dark and Sweet – Was uns zusammenhält -

A Venom Dark and Sweet – Was uns zusammenhält
von Judy I. Lin

Inhalt:

Nach dem Tod des Kaisers hat der General seinen Platz eingenommen. Gemeinsam mit dem Kanzler schmiedet er Pläne, wie er die Prinzessin, die gemeinsam mit der Shénnong-Tú geflohen ist, zurück an den Palast bringen kann. Immer noch trauert er seiner verstorbenen Frau nach und sinnt auf Rache. Während sich des Generals Wachen auf der Suche nach den Entflohenen befinden, sollen alle, die am Hof der Prinzessin einst zugetan waren oder bis heute sind, gefunden und unbarmherzig bestraft werden.

Auch wenn Kang immer noch an seinen Vater glauben möchte, begreift er doch allmählich, dass dieser stark unter dem Einfluss des Kanzlers steht, der im Hintergrund fleißig die Fäden spinnt.

Als der General Kang herbeirufen lässt, um ihm seine neue Rolle als Anführer des Schwarzwasser Bataillons vorzustellen, fühlt sich Kang zunächst geehrt. Er freut sich, dass sein Vater ihm diese Aufgabe anvertrauen möchte. Zugleich ist er aber auch skeptisch. Denn diese Rolle geht mit einer Aufgabe einher. Kang soll ein Kleinod aus der Schlucht in den Bergen von Yún suchen und dieses zu dem General zurückbringen. Die faustgroße Kristallkugel soll dazu beitragen, dass der General weiter an Macht gewinnt. Kang möchte seinen Vater aber auf keinen Fall mit dem Kanzler alleine lassen. Die Überraschung ist also groß, als, er erfährt, dass dieser ihn begleiten soll.

Währenddessen befindet sich Ning gemeinsam mit ihrer Schwester und der Prinzessin sowie der Dienstmagd Ruyi auf der Flucht. Ihnen fehlen die Beweise, dass der Kanzler für die vergifteten Teeziegel und auch für die Banditen entlang der Grenzen, die mit kaiserlichem Gold bezahlt wurden, verantwortlich ist. Auf ihrer Flucht treffen Ning, die Prinzessin und ihre Reisegefährten immer wieder auf entstellte Säulen und Reliquien.

Immer wieder übt Ning Teemagie aus, um denen zu helfen, die Opfer der vergifteten Teeziegel wurden. Immer wieder spürt sie die Dunkelheit, der sie in den Traumwelten begegnet ist. Ning weiß, dass sie gegen die obskure Gefahr angehen muss. Doch wie?

Das Reich scheint dem Untergang geweiht …

 

Meinung:

Als ich den ersten Band der „Das Buch der Tee-Magie“-Reihe „A Magic Steeped in Poison“ in den Händen hielt, war ich begeistert von der Idee der Teemagie, die die Autorin sich für ihr Fantasybuch erschaffen hatte. Auch das asiatische Setting, die Intrigen am kaiserlichen Hof, die Prüfungen und die vielen Ereignisse, die sich darum rankten und immer weiter zuspitzten, sprachen mich sehr an. Ich freute mich also entsprechend auf den finalen, zweiten Band.

Dieser setzt dort an, wo der erste Teil endet. Die Prinzessin, derer Dienstmagd und Ning, sowie deren Schwester befinden sich auf der Flucht. Sehr gefallen hat mir, dass der zweite Band den Fokus zudem stark auf Kang, den Sohn des „verbannten Prinzen“, legt. Kang wird jedoch am kaiserlichen Hof immer mehr Zeuge von Intrigen, Machtspielchen und Ränkeleien. Er merkt, dass einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Sein Vater und auch alle anderen am Hof halten scheinbar einiges vor ihm geheim.

Durch den Entschluss der Autorin einige Kapitel aus der Perspektive Kangs zu schreiben, gelingt es dem Leser tiefer in dessen Gefühlswelt einzutauchen. Man spürt seine Hilflosigkeit, aber auch den Wunsch, es seinem Vater recht zu machen. Zugleich erfährt man von seiner Skepsis. Denn, dass am Hof etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, das lässt sich kaum verleugnen.

Das Buch entwickelt aber – anders als sein Vorgänger – keine starke Sogwirkung. Charakterentwicklung, das Potenzial zur Figurenidentifikation und die dramaturgische Kohärenz bleiben teilweise auf der Strecke.

Der Autorin gelingt es allerdings ihre Geschichte zu einem sehr spektakulärem Ende zu bringen. Die Auflösung des Konfliktes hat mich emotional berühren können.

 

Fazit:

Intrigen, Verstrickungen, Ränkeleien am kaiserlichen Hof und Teemagie. Was sollte nach diesem grandiosen Auftakt von Judi I. Lin noch kommen? Die Vorfreude auf das Kommende war jedenfalls riesengroß.

Mit „A Venom Dark and Sweet“ führt Judi I. Lin die „Das Buch der Magie“-Reihe nunmehr fort.

In diesem zweiten Band wird – zugunsten eines größtmöglichen Happenings - Stringenz, Kohärenz und damit mitunter Substanz geopfert.

Die Protagonistin Ning stolpert - sicherlich handlungsbedingt – sehr oft durch magische Welten. Was dem Buch über diese Strecken fehlt, ist die Konsistenz der Geschichte.

Die Reihe trägt für mich dennoch viel Potenzial in sich. Neue Ideen, interessante Figuren, eine berührendes Finale. Vor allem aber: Auch der zweite Band ist handwerklich sehr gut geschrieben, wirkt unkonventionell und frisch.