Rezension

Zeit der Rebellion

Wir träumten vom Sommer -

Wir träumten vom Sommer
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

„...Es hatte doch noch geklappt! Sie hatte einen der begehrten Hostessenjobs bei den Olympischen Spielen in München ergattert. Quasi in letzter Minute...“

 

Amreis Job in Florenz würde in wenigen Tagen zu Ende gehen. Da kam ihr der Ruf aus München zupasse.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Das ist zum einen die Zeit der Olympischen Spiele im Jahre 1972, zum anderen die Zeit der Studentenunruhen im Jahre 1968. Die Geschichte wechselt mit jedem Kapitel in die jeweils andere Zeitschiene.

Der Schriftstil gibt das Lebensgefühl der jungen Leute gut wieder. Allerdings kann er über die eine oder andere Länge nicht hinwegtäuschen.

Amrei stammt aus Eggling in der Oberpfalz. München ist für sie Bei ihrem Studienbeginn 1968 eine neue Welt.

 

„...Niemand sonst trug so einen einfallslosem Tweedrock, eine noch einfallslosere weiße Bluse und zur Krönung lächerlich flache schwarz Spangenschuhe...“

 

Amrei wohnt bei ihrer Großtante. Nur deshalb hat der Vater den Studium in München überhaupt zugestimmt. Amrei lernt Britta und Chris kennen und ist in ihrer WG häufig zu Gast. Dort trifft sie auch David wieder, der an der Kunstakademie studiert. Poltische Diskussionen bestimmen das Geschehen. Die Studenten wehren sich gegen das Establishment. Deutlich wird allerdings, dass sie kaum Rückhalt in der Bevölkerung haben. Die wichtigsten Ereignisse in München werden gekonnt in die Geschichte integriert und thematisiert.

Bei den Geschehen zu Ostern trifft Amrei auf den Polizisten Wastl. Der riskiert viel für sie. Seine ruhige und ausgeglichene Art ist ein krasser Gegensatz zu der von David, der über seinen Protestaktionen gern einmal Amrei vergisst.

!969 unterbricht Amrei ihr Studium und geht nach Frankreich. Was für ein halbes Jahr geplant war, wird eine Reise durch verschiedene europäische Staaten in drei Jahren. Nun ist sie zurück in München. Als sie die Stadt verlassen hat, war es eine Großbaustelle. Die Studenten hatten mit der Olympiade nichts am Hut.

Schnell begreift Amrei, wie viel sich verändert hat. Plötzlich ist die Olympiade für ihre ehemaligen Freunde eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die Olympiabauten sind fertig. München hat sich zur Großstadt gemausert.

Wastl und David sind beste Freunde geworden. Schnell wird Amrei wieder in ihren alten Bekanntenkreis integriert. Doch dann kommt das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Tiefe gewünscht.