Rezension

Zwei ungleiche Erzählteile

Scorched - Jennifer L. Armentrout

Scorched
von Jennifer L. Armentrout

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich mit „Scorched“ begann, war ich zunächst etwas verwirrt, denn Andrea und Tanner wurden uns in „Frigid“ als gute Freunde präsentiert, die regelmäßig etwas miteinander haben, sich aber auf keine Beziehung einlassen. Diese Konstellation ist in „Scorched“ gar nicht wiederzufinden, da die beiden eher wie beste Freunde eines Pärchens wirken, die zwangsweise miteinander zu tun haben und sich dann gegenseitig mobben. Zwar versucht die Autorin noch drum herumzuschiffen, in dem unserem letzten Pärchen Sydney und Kyler klar wird, dass die beiden nie etwas miteinander hatten, aber für mich passt das trotzdem nicht. Ich denke, dass Jennifer L. Armentrout erkannt hat, das man mit Andrea und Tanner etwas Gutes anstellen kann, wollte aber eine andere Ausgangslage haben und hat das Ganze etwas ungeschickt gelöst.

Den gerade erwähnten Aspekt sehe ich schon als Kritikpunkt, aber er hat im Grunde keinen Einfluss auf die Entfaltung der Geschichte. In „Scorched“ bin ich wesentlich besser reingekommen, da mir sowohl Andrea als auch Tanner als Figuren gut gefallen haben. Vor allem Tanner hatte mich schnell überzeugt, vielleicht auch weil er ein sexy Feuerwehrmann ist ;-). Ich mag es generell sehr gerne, wenn zwischen den Protagonisten eine Anziehungskraft besteht, die sie aus welchen Gründen auch immer sich nicht eingestehen wollen und sich stattdessen leidenschaftlich foppen bis es zum Knall kommt. Das wird hier durch den Ferientrip (klar große Parallelen zu „Frigid“) in ein abgelegenes Haus inszeniert. Und dort entstehen wirklich sehr intensive und glaubwürdige Pärchenmomente, die mich noch mehr von den beiden überzeugt haben.

Doch im letzten Drittel nimmt die Geschichte eine wirklich dramatische Wende, die in diesem Maße nicht zu erkennen war. Für diese doch sehr lockere, leichte Unterhaltung war mir das recht abrupt und wirkte etwas unpassend. Gleichzeitig habe ich dieses letzte Drittel aber sehr genossen, weil es einen wirklich sehr authentischen Blick auf hochaktuelles Thema wirft. Diese Entwicklung hat mich ungemein berührt und man konnte gut merken, dass die Autorin entweder selbst betroffen ist und sehr, sehr gründlich recherchiert hat, denn ich habe nur so an den Seiten geklebt, weil es mich so berührt hat. Dennoch: für die süße Liebesgeschichte etwas too much.

Fazit: „Scorched“ ist in jedem Fall besser als „Frigid“, da der Zugang zu den Figuren schneller gelingt und diese mich als Pärchen ungemein überzeugen können. Dass die Geschichte im letzten Drittel eine dramatische Wendung nimmt, kommt sehr überraschend und empfinde ich insgesamt als unpassend. Für sich als eigenen Teil finde ich diesen dramatischen Teil aber genial berührend erzählt. Also die süße Liebesgeschichte und der dramatische Teil sind für sich sehr, sehr gut gemacht, zusammen wirken sie aber eher disharmonisch, daher ein Stern Abzug!