Rezension

Zwei Zeitebenen, ein Haus

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

Solène, dem Wunsch und Vorbild ihres Vaters folgend, erfolgreiche Wirtschaftsanwältin, ist durch einen Vorfall nach Prozessende traumatisiert. Und auch in ihrer geschmackvollen Pariser Wohnung wartet keiner auf sie, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Doch sich in den eigenen vier Wänden zu verkriechen hilft ihr auf Dauer auch nicht - und so  folgt sie, zunächst widerwillig, dem Vorschlag ihres Psychiaters, ein Ehrenamt zu übernehmen - Schreiberin im Haus der Frauen.

Dort lernt Solène eine ihr fremde Welt kennen, und auch sie wird zunächst kritisch beäugt. Aber ganz allmählich fasst man Vertrauen zu ihr und selbst Solène gelingt es, ihr Ehrenamt als sinnvoll zu betrachten.

Eingebettet in diese Geschichte wird der Kampf der Heilsarmistin Blanche Peyron um die Einrichtung des Hauses als Schutzstätte für Frauen im frühen 20. Jahrhundert beschrieben.

Laetitia Colombani schafft es, die sich zunächst trocken anhörende Historie mit viel Leben zu erfüllen und ganz nebenbei erfährt man auch einiges über die Heilsarmee. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr diese Einrichtung - das Haus der Frauen oder kurz: der Palast - auch heute noch benötigt werden und wie groß die Unterschiede in den Lebensbedingungen von Frauen auch heute noch in einer Stadt sind.

Für mich thematisch ein sehr bereicherndes Buch, der auch in der Übersetzung flüssige Schreibstil hat das Lesevergnügen dann noch gesteigert.