Rezension

Das ungeheuerliche Leben eines Sklaven im Römischen Reich - absolut fesselnd!

Ich, Sperling -

Ich, Sperling
von James Hynes

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich, Sperling" ist ein Buch, das sich kaum in einem Wort beschreiben lässt. Die Geschichte um Pusus, auch Antinoos genannt, ist gewaltig, oft erschütternd, streckenweise berührend und zu jeder Zeit absolut fesselnd.
Im Mittelpunkt steht ein Sklave, der als alter Mann am Ende seines Lebens die Erlebnisse in seiner Kindheit niederschreibt. Er wächst in einer Taverne mit angeschlossenem Bordell auf, wo er zunächst in der Küche und im Gastraum hilft, ehe er die Wölfinnen im Obergeschoss bei ihrer Arbeit unterstützen muss. Dabei bewegt er sich stets zwischen dem unmenschlichen Alltag, der gedanklichen Flucht als Sperling und der Liebe zu seiner Ziehmutter.
Der Autor schafft es, mit einem sehr eingängigen Schreibstil die grausame Realität aufzuzeigen, die das Leben der Sklaven mit sich brachte, ohne Dinge zu beschönigen oder gar zu romantisieren. Beim Lesen entstehen durch die detaillierten, mitunter auch nüchternen Beschreibungen lebendige Bilder vor dem inneren Auge, sodass die Geschichte intensiv erlebbar wird. Schnell kann man dabei vergessen, dass das Werk keinen historischen Aufzeichnungen entspringt, sondern vollkommen fiktiv ist.
Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann die Tatsache, dass entgegen meiner Erwartungen nicht das gesamte Leben von Sperling thematisiert wird. Die Handlung endet, als er noch ein Kind ist. Obwohl das Ende stimmig ist und einen guten Abschluss bildet, frage ich mich, was als Erwachsener aus dem Protagonisten wurde. Musste er weiterhin als Prostituierter arbeiten? Wie gelangte er nach Britannien? An dieser Stelle hoffe ich auf einen zweiten Teil mit einer Fortsetzung, die ich nur zu gerne lesen würde.
Eine klare Empfehlung für "Ich, Sperling"!