Rezension

Wir lieben Regentage, nicht wahr, Baby? Und immer noch habe ich Gänsehaut, wenn ich diese Zeilen lese

The Ravenhood - Exodus -

The Ravenhood - Exodus
von Kate Stewart

The Ravenhood – Exodus ist der zweite Band der -Ravenhood-Trologie von Kate Stewart, erschienen im Blanvalet-Verlag.

Worum geht’s: Klappentext
Was für Cecelia Horner wie ein langweiliges Jahr begann, entwickelte sich zum Sommer ihres Lebens, nachdem sie Sean, Dominic und die Bruderschaft der Raben kennengelernt hat. Doch mit der Rückkehr von Tobias, dem Anführer der Gruppe, endet ihr neu gewonnenes Glück jäh. Dem gefährlichen Franzosen ist Cecelia ein Dorn im Auge, denn sie könnte seine lange geschmiedeten Rachepläne durchkreuzen. Cecelia wiederum hat allen Grund Tobias für das, was er ihr angetan hat, zu hassen. Doch zwischen Hass und Liebe liegt ein schmaler Grat – und wenn Cecelia ihre Zeit in Triple Falls eines gelehrt hat, ist es, dass es sich lohnt, diese Grenzen manchmal zu überschreiten …

Meine Meinung:

Für mich war The Ravenhood – Exodus der zweite Band der Autorin und ich weiß nicht so richtig, was dieser Roman emotional mit mir gemacht hat. Nachdem ich den ersten Band las, diesen für gut befand, aber einer Sensation würdig? Dennoch wollte ich den zweiten Band lesen und was soll ich sagen, dieser hat mich eines Besseren belehrt. Mir fehlen immer noch die Worte, für das was geschehen ist und um ehrlich zu sein, fühlte ich mich zu wenig darauf vorbereitet. Genauso wie es Cecilia ergangen ist. Mit etwas emotionalem Abstand werde ich Band drei definitiv auch lesen, denn wie es weitergeht und um einen würdigen Abschluss der Geschichte zu bekommen, will ich alles wissen.

Kommen wir nun zu den formalen Aspekten des Buches.

Kate Stewart hat mit Exodus ein Lese-Spektakel geschaffen.
Aber Vorsicht, die Geschichte nimmt eine Wendung, auf die ich nicht vorbereitet war.
Der gesamte Roman ist aus Cecilias Perspektive geschrieben, was Sinn ergibt, sonst würde die Geschichte sich zu schnell auflösen. Normalerweise bin ich ein Fan der männlichen Perspektive, aber hier hätte das keinen Sinn ergeben. Auch bin ich stilistisch eher ein Fan der Vergangenheitsform, aber Kate Stewarts Schreibstil der Gegenwart ist mitreißend. Es lässt sich wunderbar fließend lesen. Das Vulgäre an diversen Stellen macht einen gewissen Reiz aus und zeigt unmittelbare Gefühle der Charaktere. Emotionen zu transportieren, gelingt der Autorin bereits in Band 1. Denn dort habe ich mich zusammen mit Cecilia in Sean und Dominic verliebt. Das war unausweichlich. Band 1 hat mir einen Sommer geliefert, Band 2 hat mir diesen genommen.

Zu den Charakteren:

So wie Cecilia, fischte ich im Trüben nach Antworten, die Tobias uns nur enigmatisch, sporadisch und unbereitwillig geschenkt hat. Cecilia, blutjunge 20, unerfahren und voller Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung und Furcht vor Zurückweisung liefert Wortgefechte und unangenehme Fragen, Fragen auf die sie vielleicht gar keine Antwort bekommen möchte. Sie ist hartnäckig und ja, ihre Art wirkte auf mich ab und an etwas nervtötend. Aber ich habe Verständnis für ihr Gefühle, denn wer noch nie Liebeskummer hatte, der soll den ersten Stein werfen.
Ob ich Cecilia mag? Ich bin zwiegespalten. Ihre Unerfahrenheit entschuldigt viele ihrer Handlungen. Ihr Handeln ist auch in Buch zwei von Emotionen getrieben. Aber welche Frau würde nicht vor so vielen Halbwahrheiten und Puzzleteilen innerlich in Stücke gerissen um am Ende festzustellen, dass.. Nun was genau? Sie liebt bereits zwei Männer und wehrt sich, vergeht in Trauer über den Verlust zweier Liebhaber und sind wir ehrlich, würde uns das nicht genauso gehen, wären wir an ihrer Stelle?
Die junge Frau, die sechs Jahre später wieder in Triple Falls eintrifft und das einfordert, was sie längst hätte tun sollen, weil sie eine Kämpferin ist, hat in meinen Augen doch Respekt verdient. Sie entscheidet sich wieder zu kämpfen, für die Liebe. Doch wird sie das auf diese Weise schaffen, wie sie an die Sache rangeht? Sie verlangt Antworten, ihr gutes Recht. Aber wird sie sie bekommen? Wird sie sie von IHM bekommen?

Tobias hingegen ist ein Kapitel für sich. Anfänglich kann ich ihn nicht besonders gut leiden, verstehen schon gar nicht – Denn er gibt ja nichts preis. Im Grunde bleibt er bis zuletzt ein Buch mit sieben Siegeln. Seine Beweggründe werden immer deutlicher und was soll ich sagen? Kein Protagonist hat mich so sehr zum Weinen gebracht wie er. Ab der zweiten Hälfte des Buches, nach einer verheerenden Wendung, die ich nicht kommen sah, war ich der Verzweiflung nahe. Aber auch ich habe Tobias lieben gelernt, zusammen mit Cecilia. Tobias zeigt in seinem Verhältnis zu Cecilia, wie stark Hass, Liebe und Lust miteinander Hand in Hand gehen. Tobias ist Cecilia in vielen Bereichen voraus, nicht nur mit dem Alter. Er ist getrieben von seiner Vergangenheit, seinem Pflichtgefühl, dem Kampf für eine bessere Zukunft. Doch verliert er sich auch in seinen Gefühlen für Cecilia oder kann er widerstehen?

Fazit:

Der Roman hat aber nicht nur seine düsteren Seiten. Die Konversationen sind stimmig, klug und tief. Cecilias junges und älteres ich stehen sich gegenüber, man erlebt sie als unerfahrenes Mädchen und starke, neu geformte Frau. Ihre junge Unerfahrenheit ist zwar manchmal schwierig zu verdauen. Auch im Hinblick auf das Verhältnis zu ihrem Vater, über den wir viel erfahren. Tobias Einblicke in die Brüderschaft und wie alles zusammenhängt sind erleuchtend. Ein Buch, das ich nicht weglegen konnte und mit etwas Abstand werde ich es erneut lesen und nicht bis spät in die Nacht „suchten“.
Eine klare Kaufempfehlung trotz oder gerade aufgrund der unerwarteten Wendungen. Ich lese Triggerwarnungen nie und muss gestehen, dass ich noch nicht mal weiß, ob dieses Buch eine enthält – also seid gewarnt.
Viel Spaß xx