Abschied und Abenteuer

Bleib
von Adeline Dieudonné

Bewertet mit 4 Sternen

Bereits seit acht Jahren sind sie und M. ein Paar. Doch M. ist verheiratet und so ist ihre Liebe heimlich. Doch ist es für sie die perfekte Beziehung. Sie hat Raum für sich, M. ist bester Freund und Geliebter gleichzeitig. Manchmal erschleichen sie sich ein paar Tage Zweisamkeit und machen Urlaub in einem kleinen Chalet an einem Bergsee. Es ist malerisch, sie ist glücklich, doch genau dann stirbt M. plötzlich. Am Boden zerstört trifft sie zwei fragwürdige, doch nachvollziehbare Entscheidungen: Sie kann sich noch nicht von M. trennen, ihn noch nicht in andere Hände geben, also fährt sie mit seiner Leiche los. Und sie schreibt einen Brief an M.s Frau in dem sie dieser mit noch frischem Schock alles erzählt.

Es ist eine irre Story und doch glaubt man der Erzählerin jedes Wort. Voller Trauer, zärtlich und sehr klar erzählt sie von ihrer Beziehung zu M., von früheren Männern, Mutterschaft und spät erkannten Ungerechtigkeiten und zeigt so ganz nebenbei aktuelle gesellschaftliche Probleme auf ohne auch nur einen Hauch belehrend zu wirken. Es ist einfach ihre Geschichte.

Die Stellen, an denen die Erzählerin reflektiert und erzählt was sie auch dank der Beziehung zu M. gelernt hat fand ich am stärksten. Die Schilderungen aus ihrer ersten Zeit als Mutter haben mich bald mehr berührt, als der Tod ihres Geliebten.

„Bleib“ ist eine wilde Mischung aus Abenteuer, Abschied nehmen, Dankbarkeit, Trauer, Reflektion, Liebe und Ausnahmezustand. Das Buch liest sich in kürzester Zeit weg und wirkt absurderweise realistisch, obwohl die Ausgangssituation alles andere als alltäglich ist. Mir haben nur ein paar Kleinigkeiten im letzten Drittel nicht zu 100% gefallen, aber nichtsdestotrotz ist „Bleib“ ein absolut lesenswerter und sehr unterhaltsamer Roman, der mit seiner besonderen Story punktet!