Rezension

Sehr bewegend

Alte Eltern -

Alte Eltern
von Volker Kitz

Bewertet mit 5 Sternen

Obwohl ich aufgrund des Titels zunächst etwas anderes, eher allgemeineres über das Älterwerden der Eltern erwartet hatte, hat mich das Buch von Volker Kitz „Alte Eltern: Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt“ sehr bewegt.

Der Autor schreibt sehr ehrlich, sensibel und mitfühlend über die Demenzerkrankung seines Vaters. Seine Liebe zu ihm und auch die Liebe vom Vater zu seinen Söhnen waren für mich auf fast jeder Seite zu spüren. Der Autor versucht anhand von einigen Aussagen unter anderen der Philosophie, Psychologie, Literatur, Medizin, sogar von den Museumswissenschaften, sich dem Thema Erinnerung anzunähern. Das war für mich gleichermaßen informativ, interessant und bewegend.

 

Durch einen plötzlichen Unfalltod von vor fast zwanzig Jahren hat die Familie ihre Mutter verloren und der Autor und sein Bruder versuchen sich bestmöglich um ihren Vater zu kümmern, bis sie alle einsehen müssen, dass eine Pflegeeinrichtung unumgänglich ist.

Ich hatte beim Lesen oft einen Kloß im Hals, der Vater wird in der Nähe des Wohnorts des Autors untergebracht, der Vater muss sein Haus und Heim verlassen und ich habe gespürt wie schwer es auch dem Autor gefallen ist das zu tun, auch wenn die Notwendigkeit außer Frage stand. Die vielen kleinen Details, die beinahe täglichen und langen Besuche, die vielen kleinen Zettel, die vielen kleinen Erinnerungen an eine glückliche Kindheit, der angenehm zu lesende Schreibstil haben mich das Buch sehr schnell lesen lassen.

Aber das Buch hat mir auch einiges abverlangt, es ist nicht einfach zu lesen, mit welchen Schwierigkeiten und Situationen Angehörige von Demenzkranken zu tun haben. Volker Kitz verschweigt auch nicht, dass trotz aller Liebe seine Geduld in mancher Hinsicht auf die Probe gestellt wurde und das es auch sehr wichtig ist, auf sich selbst zu achten, was aber unter diesen Umständen auch kaum möglich erscheint. Das fand ich sehr ehrlich und auch glaubwürdig. Mir wurde auch noch mal vor Augen geführt, was die Krankheit Demenz alles bedeutet, was sie mit den Kranken macht, was sie ihm alles raubt. Das war trotz des angenehmen Schreibstils schwer zu lesen und es wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.

Es gab auch Momente, wo ich erst gestockt habe und inne halten musste. Trotz allem hatte ich aber nie das Gefühl, dass die Liebe, das Verständnis und die Geduld füreinander kleiner wurde, ganz im Gegenteil. Als dann wirklich nur noch die Erinnerung bleibt, war auch für mich zunächst ein Punkt erreicht, um ganz still zu werden und inne zu halten.

 

Ein elfseitiges Literaturverzeichnis rundet das für mich wunderbare und eindrucksvolle Buch ab und ich empfehle es sehr gern weiter!