Rezension

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Verzaubert! Märchen neu überdenken!

Mirror: Weiß wie Schnee -

Mirror: Weiß wie Schnee
von Lucia Herbst

Bewertet mit 5 Sternen

„Mirror: Weiß wie Schnee - Spieglein, Spieglein 1“ von Lucia Herbst erschien im September 2024. Der Fantasyroman fesselt die Leser/innen auf 352 Seiten.

Lena ist eine Münchner Ärztin, die die Vormundschaft ihrer jüngeren Stiefschwester Anna hat. Sie lebt mit ihrem Freund Eric und Anna zusammen. Zur gleichen Zeit ist die Königin und Stiefmutter von Schneewittchen sehr unglücklich und hat Angst vor ihrer Zukunft. Eine Lösung bekommt sie in ihrem Zauberspiegel durch Lena. Durch Traum und Zauberspiegel tauschen die beiden „Zwillinge“ ihre Welten. Die grausame Märchenwelt ist für Lena schockierend und auf der Suche wieder in ihre Welt zu kommen, hilft sie auch den Märchenfiguren sich wieder an ihre Namen zu erinnern und glücklich zu werden. Doch die Märchen wurden bereits geschrieben, ihre Zukunft festgelegt und so hat Lena noch viele Hindernisse zu überwinden, um sich und ihre neuen Freunde zu retten.

Das Cover von „Mirror: Weiß wie Schnee” ist ein echter Blickfang. Es zeigt einen antiken, schönen Spiegel, der einen Wald zeigt. Es wird sofort die Neugierde geweckt und passt perfekt zur märchenhaften Atmosphäre des Buches. Die Farbgebung und die Details sind wunderschön gestaltet und laden dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen und in die Geschichte einzutauchen. Der Apfel passt zum Märchen und sticht vom grau-weiß hervor. Der Titel passt wunderbar zur Geschichte und zu dem Cover.

Die Charaktere in diesem Buch sind ausgezeichnet ausgearbeitet. Besonders die Protagonistin Lena, eine Münchner Ärztin, die plötzlich in die Rolle von Schneewittchens böser Stiefmutter Luna schlüpft, ist mitreißend, authentisch. Ihre Entwicklung und die Herangehensweise, wie sie sich den Herausforderungen in der Märchenwelt stellt, sind beeindruckend. Auch die Nebenfiguren, wie Schneewittchen und die anderen Märchenfiguren, sind liebevoll und detailreich beschrieben, was die Geschichte lebendig und fesselnd macht. Interessant sind auch die Parallelen zur Realen Welt und die Zwillinge, die Lena darin erkennt.

Lucia Herbst überzeugt mit einem leichten und flüssigen Schreibstil, der es dem Leser/ der Leserin leicht macht, in die Geschichte einzutauchen. Ihr Humor lockert die düstere Märchenwelt immer wieder auf und sorgt dafür, dass das Buch trotz ernster Themen kurzweilig und unterhaltsam bleibt. Die bildhafte Sprache und die lebendigen Beschreibungen lassen die Märchenwelt vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Die Autorin hat es mit ihrem angenehmen Schreibstil geschafft, mich zu fesseln und das Buch immer weiter lesen zu wollen. Etwas überraschend und schnell, zugleich nicht ganz nachvollziehbar fand ich jedoch gegen Ende, wie man Lena half, eine endgültige Lösung für ihre Probleme zu finden.

Die Intention der Autorin, klassische Märchenthemen auf eine moderne und erfrischende Weise zu interpretieren, ist hervorragend gelungen. Lucia Herbst zeigt, dass auch in einer scheinbar festgeschriebenen Geschichte Raum für Veränderung und Selbstbestimmung besteht. Die Botschaft, dass Probleme mit Köpfchen und Herz gelöst werden können, ist inspirierend und zeitgemäß. Gleichzeitig finde ich es erschütternd, was Märchen eigentlich für Inhalte und Botschaften zeigen und dass diese vielleicht doch gut überlegt werden sollen, ab welchem Alter man sie den Kindern erzählt.

„Mirror: Weiß wie Schnee” ist ein kurzweiliges und zugleich tiefgründiges Märchenabenteuer, das mit Humor, originellen Charakteren und einer spannenden Handlung überzeugt. Die Herangehensweise an klassische Märchenthemen und das überraschende Ende machen das Buch zu einem fantastischem Lesevergnügen.