Rezension

Nicht nur ein Funke

Für immer und ein Jahr -

Für immer und ein Jahr
von Stefanie Hansen

Bewertet mit 5 Sternen

„Für immer und ein Jahr“ von Stefanie Hansen

Verlag: Fischer 

 

Stefan Hansen schreibt einen berührenden, wunderschönen Roman über das Verlieren, Loslassen und geschehen lassen. 

 

Ihr Schreibstil ist humorvoll, flüssig und ich wurde auf einfühlsame Weise mitgenommen, das Thema Sterben und Loslassen zu begleiten. 

 

Jan und Kaya lebten mit ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf. Nun ist Kaya gestorben und der wortkarge Jan konnte ihr den letzten Wunsch nicht abschlagen. Ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen, um zu gratulieren. Für ihn ist dies ein Graus, Kaya war immer diejenige, die die Verbindungen zu Freunden und Familie aufrechterhalten hat.

 

„Liebe ist das Einzige, das wir über die Grenzen des Lebens hinaustragen.“ (Pos.187) 

 

Jan versucht sein Versprechen zu halten und es kostet ihn oft starke Überwindung die Geburtstagstelefonate zu tätigen. 

Und doch ist jeder Anruf ein kleiner Meilenstein auf dem Weg. 

Jan versteht dieses letzte Geschenk von Kaya erst nach einiger Zeit und etlichen Gesprächen. 

 

Die Autorin zeigt auf, wie wichtig ein normaler Alltag nach einem Todesfall ist. Routine hilft, doch kann sie nicht die Stille vertreiben. Mitgefühl und Hoffnung kann man direkt im Herzen spüren, die Schwere wechselt sich mit Humor ab und man spürt nach und nach die leisen Schritte zu neuen Wegen. 

 

Kaya hat alles für die Zeit nach ihrem Tod vorbereitet, sie hat Listen und Notizzettel erstellt und Jan musste sich nur an die Anweisungen halten. Was nicht immer einfach war. 

 

„Lerne jeden Tag etwas zu verlieren.“ (Pos.238) 

 

Kayas Mutter ist sehr esoterisch und egozentrisch. Nach deren Tod steht sie überraschend mit einem Campingbus und fremden Mann in Jans Einfahrt und beschliesst der kleinen Familie zu helfen. 

Mit veganer Kost, Räucherstäbchen, Yoga und esoterischen Sprüchen kann Jan wenig anfangen, das heißt es freuen sich nur die Kids über den Besuch. 

Als Jans vornehme Mutter plötzlich auch beschließt, die Familie mit Hausmannskost und Putzorgien zu unterstützen, wird es Jan zuviel. 

Das Chaos ist komplett und seine Nerven liegen blank. Der Geburtstagskalender setzt ihm zu und plötzlich wächst ihm in seiner Trauer alles über den Kopf. 

 

Bis er der Trauerrednerin von Kaya zum Geburtstag gratulieren soll. Dies ist der Tag, an dem sich Jans Leben ändert. Langsam, Schritt für Schritt führt ihn Kaya zurück ins Licht. 

 

Ein absolut großartiges Buch über Trauerbewältigung. Stefanie Hansen hat das schwere Thema unglaublich gut in diesem Roman verpackt und auch wenn das Buch nicht für jedermann geeignet ist, kann ich es von Herzen empfehlen. 

 

„Ich bin nicht nur ein Funke, der glüht und verglüht. Niemand ist nur das. Wir sind alle Teil dieser großen Urenergie, und jeder von uns hat eine Aufgabe. Die Schwierigkeit ist rauszufinden, welche das ist.“

 (Pos. 1843)