Rezension

Ein wunderbarer, dystopisch angehauchter Zeitreiseroman

Zeitsplitter - Die Jägerin - Cristin Terrill

Zeitsplitter - Die Jägerin
von Cristin Terrill

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Ich mag keine geniale Wissenschaftlerin sein, aber ich spüre bis in die Haarspitzen hinein, dass es wahr ist. Die Zeit jagt uns, und sie ist schnell.“ (S.197)

Marina steht am Anfang: Sie ist reich, beliebt und verliebt in einen hinreißend attraktiven Jungen. Em ist am Ende: Sie ist seit Jahren auf der Flucht, seit Monaten in einer winzigen Zelle eingesperrt, wird beinahe täglich verhört. Die beiden Mädchen haben nichts gemeinsam, außer der einen Sache: Sie sind ein und dieselbe Person. Vier Jahre trennen sie. Vier Jahre, in denen die Welt an den Rand des Abgrunds gerät. Doch Em bekommt die Möglichkeit, durch eine Zeitreise die Vergangenheit zu ändern. Nur ist der Preis, den sie dafür zahlen muss, schrecklich…

Meine Meinung

Zeitsplitter: Die Jägerin war für mich eines der Must-Reads unter den Neuerscheinungen 2014. Seitdem ich den Klappentext zum ersten Mal gelesen habe, wollte ich es unbedingt lesen. Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht…

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Ohne große Umschweife lässt die Autorin einen in die Geschichte eintauchen und sogleich Bekanntschaft mit Em machen, die irgendwo in einer Zelle eingesperrt ist. Über das wieso, weshalb, warum bleibt man jedoch erst einmal im Ungewissen gelassen, sodass es sicherlich nicht verwunderlich ist, dass ich zunächst einmal kaum etwas mit ihren Dialogen und Gedanken anfangen konnte. Andererseits wurde die Handlung dadurch gleich so spannend und mitreißend, dass ich kaum einen Pause zwischen dem Lesen einlegen wollte. Es geht alles irgendwie Schlag auf Schlag und ehe ich mich versah, war ich dem bösen Feind auch schon entwischt und unternahm meine erste Zeitreise.

Danach gibt es einen Perspektivwechsel und wir finden uns plötzlich in Ems bzw. Marinas früherem Leben wieder. Dabei treffen wir auch auf ihren besten Freund und heimlichen Schwarm James, sowie auf dessen besten Freund Finn und lernen jeden von ihnen ein bisschen kennen. So ruhig bleibt es allerdings nicht lange, denn es passiert etwas ganz Entscheidendes, dass das restliche Geschehen prägend beeinflusst. Ich würde sogar fast so weit gehen und es als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bezeichnen.

Von da an geht es genauso spannend weiter, wenn nicht sogar noch ein bisschen spannender. Langsam werden einem auch die Zusammenhänge klar, sodass man sich seine Gedanken machen kann, wie es wohl zu der Situation gekommen ist, in der Em und Finn in der Zukunft stecken. Dennoch spannt einen die Autorin unermüdlich auf die Folter und rückt nur spärlich mit Informationen heraus. Immer nur ganz kleine Bruchstücke, die nach und nach zu einem Gesamten gefügt werden können.

Den hinteren Teil habe ich förmlich verschlungen…Die Spannung legt noch einmal kräftig zu und wird dazu zusätzlich von einer guten Portion Action und Nervenkitzel unterstützt. Fast hatte ich die Befürchtung, dass es zum Schluss einen bösen Cliffhanger geben wird, schließlich soll ja ein 2.Teil erscheinen, aber zum Glück hat sich das nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Ich fand das Ende doch sehr zufriedenstellend, wenn ich es mir auch etwas anders vorgestellt hatte.

  • Schreibstil

Cristin Terrill hat einen locker, leichten Schreibstil, der einem fast das Gefühl gibt durch die Seiten zu schweben. Sie versteht es mit ihren Worten zu spielen und mit ihren Beschreibungen, dem Leser alles ganz genau vor Augen zu führen. So kam es mir beispielsweise vor, als würde ich zusammen mit Em in der Gefängniszelle sitzen, jedes Geräusch, jedes Gefühl, jeden Gedanken hautnah miterleben. Die Charaktere sind wirklich sehr facettenreich und ich fand es genial, wie sie es angestellt hat, die zwei Seiten einer Person herauszuarbeiten. Bestes Beispiel sind Em und Marina, aber auch bei James ist man erst einmal völlig überrascht, wie er sich in der Zukunft verändert zu haben scheint. Ebenfalls ganz wunderbar umgesetzt ist das Thema Zeitreisen, wenn mich auch manche Dinge ziemlich verwirrt haben und ich manchmal mit den Erklärungen nicht viel anfangen konnte.  

  • Charaktere

Die meistens Charaktere habe ich während des Lesens sehr in mein Herz geschlossen, wobei mir Finn und seine humorvolle Art besonders gut gefallen hat. Finn lernen wir wie Em gleich zu Beginn der Geschichte kennen, da er in der Zelle neben ihr sitzt und sich die beiden über einen Lüftungsschacht unterhalten. Dabei merkt man, dass sie sehr vertraut miteinander sind, was nicht verwunderlich, denn die beiden haben schon viel gemeinsam durchgemacht. Allerdings war das nicht immer so: Früher konnte Em damals noch Marina ihn überhaupt nicht ausstehen.

Em und Marina sind zwar ein und dieselben Person, doch von alleine würde man nicht darauf kommen, da beiden kaum unterschiedlicher sein könnten. Marina ist ein junges, unsicheres, naives und ein wenig oberflächliches Mädchen, was sie aber keineswegs unsympathisch macht. Ich fand sie sehr liebenswert J  Em ist hingegen eine sehr selbstbewusste und mutige junge Frau, die die Erlebnisse der letzten Jahre zu einer echten Kämpfernatur gemacht hat, die sich von nichts und niemandem von ihrem Ziel abbringen lässt.

Mein Fazit

Mit „Zeitsplitter: Die Jägerin“ ist Cristin Terrill ein wirklich toller Zeitreiseroman gelungen, der sich von Anfang bis zum Ende als wahrer Pageturner erweist. Spannung, Action, eine gute Portion Nervenkitzel und viele unerwartete Wendungen sind beim Lesen ständige Begleiter und sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Darüber hinaus sind Em und Finn zwei wirklich tolle, facettenreiche Charaktere, die ich fest in mein Herz geschlossen habe. Ich bin schon sehr gespannt, wie es im 2.Teil mit ihnen weitergehen wird.