Rezension

Eine komplexe Geschichte, die viele Facetten bietet

Zeitsplitter - Die Jägerin - Cristin Terrill

Zeitsplitter - Die Jägerin
von Cristin Terrill

"Ich starre auf das metallene Abflussgitter in der Mitte des Betonbodens." (Erster Satz)
Em ist ganz nah bei Finn, aber es trennt sie die Wand zwischen ihren Gefängniszellen. Und jeden Tag kommt der Doktor und quält sie, damit sie ihm erzählt, was er wissen will. Aber die tapfere Em gibt nicht nach und als sie einen Zettel findet, weiß sie was sie tun muss, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Aber dafür muss sie auf die richtige Gelegenheit warten.
Währenddessen ist die wohlbehütete Marina ganz mit sich selbst beschäftigt, denn ihr bester Freund James kommt von seiner Geschäftsreise zurück und sie hofft nun, dass er sich vielleicht jetzt traut und ihr seine Liebe gesteht. Aber bevor es zu solch einem Geständnis kommt, funkt Finn dazwischen und die Handlung nimmt seinen Lauf, aber ganz anders als gedacht.

Meinung:
Die Autorin hat eine schöne Einleitung für das Buch gewählt, die den Leser relativ schnell über die sozialen Verhältnisse und auch die Unterschiede der beiden Protagonisten aufklärt. Dabei wird der Leser direkt ins kalte Wasser geworfen und trifft Em direkt in einer Zelle an, ohne auch nur etwas von der Handlung zu erfahren.
Gefallen hat mir bei der Einführung der prägnante Schreibstil. Obwohl ich zu Beginn über einige Sätze gestolpert bin, haben mich die realitätsnahen Beschreibungen schnell gepackt und konnten mich so gefangen nehmen.
Auch die Handlung sorgte dafür, dass ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen konnte, den die vielen offenen Fragen, die sich mit jeder Seite verdichten, haben mich - als neugierigen Mensch - fast in den Wahnsinn getrieben, aber auch für viel Spannung gesorgt. Nur selten konnte ich erraten, was die Autorin für die Handlung oder die Charaktere plant.
Die Charaktere selbst waren sehr widersprüchlich aufgebaut und hatten dennoch allesamt ihre ganz eigenen Charakterzüge.
Marina war einer der Charaktere, der mir zunächst überhaupt nicht gefallen hat, denn sie war nicht nur unsicher, sondern auch oberflächlich und stand nicht einmal zu sich selbst. Aber sie macht im Verlauf des Buches eine große Wandlung durch und überzeugt schlussendlich doch noch.
Em ist das totale Gegenstück zu Marina, denn sie ist selbstsicher, intelligent und akzeptiert sich selber, durchmacht aber dennoch eine Wandlung, die man jedoch unterschiedlich aufnehmen kann. Und um ihre Ziele zu erreichen, stellt sie ihre eigenen Wünsche zurück und versucht so über sich hinauszugehen und die Welt zu retten.
Auch James ist ein unsicherer Charakter, den man fast schon als schizophren bezeichnen kann. Aber auch für
seine harte Lebensgeschichte, ist es unverständlich wie er so reagieren kann. Man fragt sich ständig, ob nicht noch mehr Gründe, als der Tod seiner Familie, für sein radikales Auftreten gesorgt haben.
Finn dagegen ist total lebensfroh und zeigt viele Facetten, die seinen Charakter aufblühen lassen und ihn aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln liebenswert erscheinen lassen.
Auch die Originalität und der großartige Versuch die Zeitreisen, mit mehr als nur wagen Erklärungen abzutun, konnte mich wirklich begeistern, denn die Cristin Terrill hat sich tatsächlich mit wissenschaftlichen Zusammenhängen beschäftigt und in ihr Buch eingebaut, dabei verlor sie aber die Fiktion nicht aus den Augen und baute auch Zeitrisse ein, die das fantastische betonten.. Dabei wurde die Geschichte aber nicht komplizierter, sondern um einiges realistischer. Natürlich bleiben aber dennoch kleine Lücken, die einen ziemlich zerfressen, wenn man das Detail liebt.
Sehr schade fand ich dagegen, dass der veränderte Geschichtsverlauf nur kurz angesprochen wurde und man kaum Hinweise darauf bekommt, wieso die Welt sich in vier Jahren so verändert hat.
Dafür sorgten einige Stellen, die aber dezent gehalten wurden, für ziemliches Herzklopfen und ein wenig Abwechslung. Dies tat ziemlich gut, weil man ansonsten fast permanent unter Strom stand, weil es immer weider erschreckend war, zu was Menschen im Stande sind.
Auch das Ende war schlüssig und die einzig mögliche Auflösung, wenn man einfach genug dachte und wenn man das Buch nicht mit seinen komplizierten Gedanken verstrickte.

Fazit
Sicher ist das Cristin Terrill mit ihrem Buch für Herzklopfen, Tränen und ganz schön viel Spannung sorgt. In vielen Facetten versucht die Autorin die komplexen Teile der Zeitreisen aufzulösen. Und dies gelingt ihr durch und durch, denn nicht nur ihre Charaktere, sondern auch die Handlung blüht unter dem Schreibstil auf.
Nur wer Liebe zu Detail hat, wird sich hier mit einigen kleinen Logikfehlern nicht abfinden können und es schade finden, dass die Autorin ihr Detailreichtum nicht in alle Gebiete des Buches ausgeweitet hat.
Dennoch ist diese Geschichte mehr als empfehlenswert, wenn man Zeitreisen liebt und eine komplexe Geschichte sucht, die neben einer Handlung auch viele Erklärungen bereithält.