Rezension

Sehr gute Ansätze

Was wir auch tun - Marie Lucas

Was wir auch tun
von Marie Lucas

Äußeres Erscheinungsbild:
Ich bin ein Coverleser und das war hier der Fall. Der Inhalt klingt austauschbar, aber das Cover ist es nunmal nicht. Es ist wunderschön und sticht hervor. Zu sehen sind die zwei verschiedenen Welten, aus denen die Protagonisten stammen.
Der Titel lässt einen automatisch den Satz vervollständigen: "Was wir auch tun ... wir können nicht zusammen sein." Und so weiter und so fort.

Eigene Meinung:
Die Idee ist alles andere als neu: gut behütetes Mädchen (natürlich gut aussehend) trifft auf rebellischen Junge aus einen unteren Schicht, der auf seine Art natürlich auch nicht schlecht aussieht.
Dennoch hat mich irgendwas zu diesem Buch hingezogen (mal vom Cover abgesehen). Ich glaube es war die Hoffnung, dass das Buch ein bisschen die Grenzen zwischen harmlosen Jugendbuch und ernsterem Jungen Erwachsenen Thema verwischen lässt. Um es anders auszudrücken: das Gewalt einzuträufeln ohne dass es zu gewollt wirkt.

Zum Inhalt ist zu sagen, dass ich am Anfang leider Probleme hatte in die Geschichte hereinzukommen. Der Prolog hat mich verwirrt als neugierig gemacht und die Spannung wollte einfach nicht aufkommen. Das der Prolog, aber dann später noch mal aufgegriffen wurden ist fand ich gut und alle Verwirrung war weg.
Auch der Perspektivwechsel hat mich am Anfang die Stirn runzeln lassen. Der Leser wird einfach nur so in die Geschichte reingeworfen.
Das hat sich jedoch nach einiger Zeit gelegt. Ich konnte die Charaktere näher kennenlernen, Alex wurde immer interessanter und Robin war halt doch nicht so oberflächlich. Stück für Stück werden neue Dinge offengelegt und Geheimnisse werden aufgedeckt. Ein Ah-Moment jagt den nächsten. Leider bleiben diese Momente dennoch auf einem relativ niedrigen Spannungslevel.
Die Autorin gewährt einen interessanten Einblick in die Hooliganszene, die gerne noch ein bisschen intensiver hätte ausgearbeitet werden können (und ein bisschen weniger Fokus auf die Beziehung).

Auch der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, sind ihre Sätze doch relativ kurz und knapp und entsprechend auch nicht unbedingt der normalen Norm des Satzbaus. Gibt man dem ganzen ein paar Seiten Zeit liest man die Sätze aber schnell weg.
Jedoch finde ich das Fehlen von festen Kapitel jedoch als schwierig und brauche persönlich solche kleinen "Zwischenstopps".

Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet, sind rund und glaubhaft. Jedoch sind mir Alex' und Robins Verhalten hier und da schleierhaft gewesen. Die Autorin spielt gekonnt mit verschiedenen Stereotypen, die sie aber nie ganz ausarbeitet und den Figuren auch noch andere Charaktereigenschaften zukommen lässt-
Es sind fast die Nebencharaktere die mehr ans Herz gehen. Sind es nun Jaspers Freund Hannes, der das Herz am rechten Fleck hat oder Alex Bruder, der still und undurchschaubar ist.

Die Anziehung am Anfang konnte ich leider gar nicht nachvollziehen, das war mir ein bisschen zu schwammig. Diese gegenseitige Attraktivität kam mir einfach zu sehr aus dem Nichts.
Leider fand ich die Liebesbeziehung auch sehr durchwachsen. Schöne Szenen, die mich froh machten wurden von Trennungen abgewechselt und so weiter. Alex und Robin trennen sich immer zu und auch der Exfreund Jasper ist der Meinung noch mitmischen zu mischen und macht sich an Alex ran. Dieses Hin- und Her hat teilweise ganz schön meine Nerven strapaziert.

Die Spannung wurde konstant aufgebaut, so dass man eigentlich auf einen Knall wartet. Dieser kam nicht.
Das Ende war anders und individuell, jedoch auch viel zu schnell vorbei. So schnell konnte ich gar nicht gucken, da war es abgearbeitet und jeder durfte sich wieder glücklich und zufrieden seinen Aufgaben zuwenden.

Fazit:
Wenn ich mir das jetzt oben so durchlese, dann scheine ich ganz schön kritisiert zu haben, doch ich muss sagen, dass Buch hat mich gut unterhalten.
Die Geschichte war gut durchkonzipiert und nach Einlesen gut wegzuschmökern.
Jedoch waren das Ende zu kurz abgehandelt und die Beziehung zu chaotisch.