Rezension

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Nettes Buch mit viel zu langen Erklärungen

House of Ghosts - Das verflixte Vermächtnis - Frank M. Reifenberg

House of Ghosts - Das verflixte Vermächtnis
von Frank M. Reifenberg

Bewertet mit 3 Sternen

House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis von Frank M. Reifenberg

erschienen bei arsEdition

 

Zum Inhalt

 

Eine Villa zu erben, ist nicht übel. Wenn sich dann aber herausstellt, dass die Bruchbude aussieht, als würde sie jeden Moment einstürzen, ist so eine Erbschaft vielleicht doch kein Glücksfall. Melli wäre lieber in New York geblieben, statt in dieses deutsche Kaff zu ziehen. Aber weil Familie Bower notorisch pleite ist, greifen ihre Eltern die Gelegenheit beim Schopf und ziehen in die alte Villa ein. Melli merkt schon in der ersten Nacht, dass hier irgendwas nicht stimmt. Immer wieder ist ihr schaurig kalt und es kracht und knirscht im Gebälk. Manchmal hört sie sogar ein leises Seufzen. Zusammen mit dem Nachbarsjungen Hotte kommt Melli dem gut gehüteten Geheimnis ihrer Urgroßschwiegercousine Emilie auf die Spur und ist plötzlich mittendrin in einem richtigen Geisterabenteuer!

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Ich habe dieses Buch zusammen mit meinen beiden Kindern (10 und 8 Jahre alt) gelesen. Es hat zwar nicht allzu viele Seiten, aber jede Seite ist wirklich eng bedruckt. So brauchten wir doch eine Weile, bis wir mit dem Vorlesen fertig waren. Zum Selberlesen finde ich es aus dem Grund für das Alter noch nicht unbedingt geeignet.

Die Geschichte beginnt sofort mit dem Umzug in das neue Haus, was relativ lustig dargestellt wurde. Der Leser lernt auf einen Schlag die ganze Familie Bower kennen, was von Vorteil war. Mit Melli hat der Autor ein nettes Mädchen von nebenan erfunden, welches auf mich ganz sympathisch wirkte. Meinen Söhnen hat Mellis Vater am besten gefallen, denn dieser hat die ein oder andere Eigenart an sich und ist mit seinen Gedanken nicht immer bei der Sache. So entstanden natürlich wieder witzige Situationen.

Den Sprachstil empfand ich allerdings stellenweise als sehr anspruchsvoll, da meine Jungs zwischendurch ein großes Fragezeichen im Gesicht hatten. Der Autor verwendet teilweise Begriffe, die Kinder auch mit 10 Jahren nicht unbedingt auf dem Schirm haben, z.B. Oberlicht, Gebälk oder Tribut. Überhaupt sind einige Sätze geradezu verschachtelt und nehmen kein Ende. Dadurch sank die Motivation zum Weiterlesen immer mal wieder und die Story stagnierte etwas, weil einfach zu viele „unwichtige“ Details dazu kamen. Bis auf den letzten Punkt erörterte Beschreibungen führten da eher zur Ermüdung. Meine Jungs waren dann plötzlich ein wenig abgelenkt.

Trotzdem fanden wir immer wieder lustige Passagen in der Geschichte, wobei meine Kids stellenweise aus dem Lachen nicht mehr herauskamen. Gerade die Art und Weise des Anwalts Alfons Wiesendübel war schon recht komisch.

Mit jeder weiteren Seite waren wir drei dem Geheimnis von Emilie Bauerfeind auf der Spur und fieberten mit Melli geradezu mit. Nach ungefähr 70 Seiten wurde die Story etwas flüssiger, und der erste verbale Schlagabtausch zwischen Melli und Hotte war einfach nur grandios. Doch auch dann hat der Autor leider wieder langatmige und nicht altersgerechte Erklärungen eingebracht, die den Lesefluss erneut stagnieren ließen.

Ein großer Kritikpunkt betrifft die Passage über das umgebrachte und verscharrte Baby, das sicherlich in einem Kinderbuch nichts zu suchen hat. Dies habe ich beim Vorlesen komplett unter den Tisch fallen lassen. Die Heimsuchung eines Geistes kann man auch anders veranschaulichen!

 

Frank M. Reifenberg hat uns dreien mit House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis nette Vorlesestunden beschert. Die Charaktere sind gut beschrieben und wirkten authentisch.

Die Illustrationen und Vignetten von Frédric Bertrand waren uns schon aus den Scary Harry-Bücher bekannt und gefielen uns seit jeher sehr gut.

Der Schreibstil mit nicht alltäglichen Begriffen und den teilweise detailverliebten Beschreibungen führten immer mal wieder zu kleinen Ermüdungen und Überforderung. Seitenlange Erklärungen taten ihr Übriges… Die Geister waren altersentsprechend in Szene gesetzt und sorgten nicht für schlaflose Nächte ;) Bei einigen Details hätte der Autor lieber etwas kindgerechter vorgehen sollen, große Traurigkeit und Diskussionsstoff haben für mich in einem Buch mit der Altersempfehlung nichts zu suchen. Insgesamt war die Story recht langatmig und wurde nicht genug auf den Punkt gebracht. Spannung kam erst richtig zum Ende auf. Das Buch hinterlässt einen großen Cliffhanger, wobei ich mir nicht sicher bin, ob wir die Fortsetzung überhaupt lesen werden. Wir vergeben schwache 3 von 5 möglichen schwarzen Katzen.

 

Die Reihe

 

House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis

House of Ghosts Band 2?

 

Zum Autor

 

Frank M. Reifenberg absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler und arbeitete danach als Presse- und Öffentlichkeitsreferent. Er besuchte die Internationale Filmschule Köln und schreibt seit dem Jahr 2000 Romane und Drehbücher. Seit 2008 engagiert er sich in der Leseförderung von Jungen, veranstaltet zu diesem Thema Seminare, Vorträge für Multiplikatoren und Workshops. Die Universität zu Köln berief ihn als Lehrbeauftragten für die Leseanimation von Jungen. 2012 wurde er vom Luxemburger „Centre national de littérature“ mit einem Stipendium ausgezeichnet.

 

 

ab 10 Jahren

176 Seiten

ISBN 978-3-8458-1712-5

Preis: 12,99 Euro

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchten wir drei uns noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!