Rezension

Liebevoll Wissenswertes vermittelt!

Das verborgene Leben der Meisen - Andreas Tjernshaugen

Das verborgene Leben der Meisen
von Andreas Tjernshaugen

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Büchlein ausgerüstet, kommt man hinter "Das Geheimnis der Meise". Sozusagen ein Meisenkrimi ;-).

Der norwegische Autor Andreas Tjernshaugen, auf Nesbodden zuhause, ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Hobbyornithologe. Er hat immer ein Fernglas dabei und seine Frau kennt es schon, wenn seine Augen beim Nachmittagskaffee glasig werden: dann hat er einen Vogel entdeckt, dem er gedanklich und auglich folgt. Weggetreten ist der Herr.

Seine Beobachtungen haben jedoch Methode und der Autor ist belesen und mit der neuesten Meisen- bzw. Vogelforschung betraut. Ich wusste gar nicht, wie viel Aufmerksamkeit die Forscher unseren heimischen Vogelarten widmen. Nicht immer bekommt diese Aufmerksamkeit kurzfristig den Vögelein, da die Blaumeisen manchmal bei Kohlmeisen aufwachsen müssen, einfach aus Forscherlaune heraus oder umgekehrt und überhaupt. Langfristig kommen ihnen die Forschungsergebnisse hoffentlich zugute.

Es hat mich erschüttert, wie stark der numerische Rückgang des Vogelbestandes fortschritten ist.

„Es leben weniger Vögel in Europa als in meiner Kindheit,“ schreibt der Autor. „Viel weniger. Forscher schätzen, dass sich die Zahl der Vögel seit 1980 um 421 Millionen verringert hat. Innerhalb von dreißig Jahren ist ein Fünftel des gesamten Vogelbestands verschwunden.“

Man erfährt etwas über den für die brütenden Vögel so wichtigen Raupengipfel, der sich durch die Klimaerwärmung bedenklich zu verschieben droht und man kann ganz schnell lernen, wie man männliche und weibliche Kohlmeisen voneinander unterscheidet, eine solide Kenntnis, mit der ich sofort den besten Ehemann von allen beeindrucken konnte! (Was ein Spaß!).

Ein Jahr lang begeiten wir die Meisen durch ihr Leben in diesem aufschlussreichen kleinen Büchlein und sind am Ende um manches Wissen bereichert.

Umsetzung: Man merkt leider die Übersetzung. Dafür gibt es Punktabzug. Falsch übersetzt ist nichts, doch die Satzstellung ist manchmal seltsam (Objekt und Subjekt werden oft vertauscht), dass man schon zweimal nachlesen muss, wer und was in diesem oder jenem Satz aufeinander bezogen ist. Sehr schön sind die Bilder der Meisenarten. Ich mochte auch die „Pappdeckel“-Aufmachung, die von manchen kritisiert wird: das Buch liegt dadurch schön in der Hand.

Fazit: Sehr liebevoll gestaltetes Büchlein über die Vögel, die vor deiner Haustür sind und die du doch nicht so gut kennst, wie du immer dachtest!

Kategorie: Sachbuch,
Verlag: Insel, 2017

Kommentare

Emswashed kommentierte am 01. Dezember 2017 um 07:52

Bist Du gut zu Vögeln, oder hast Du `ne Meise? Ornithologie hat ja schon was Verschrobenes, daher ist es wichtig, dass man dieses Thema mit einem guten Buch zugänglich macht.

Und weil es hier um Meisen geht, die man quasi direkt vor der Haustür hat, bekommt dieses Buch auch hoffentlich viele Leser.

Vögel waren (bis auf Krähen und Papageien) eigentlich nie ein Thema für mich, bis zu dem Tag, als ich H wie Habicht las, seitem schaue ich auch öfter mal in den Himmel! ;-)

Steve Kaminski kommentierte am 01. Dezember 2017 um 11:35

Eine schöne Rezi mit einem sehr gelungenen Einstieg: dem weggetretenen Herrn, der einem Vogel gedanklich und auglich folgt.

Diamondgirl kommentierte am 04. Dezember 2017 um 10:35

Das gibt definitiv ein Weihnachtsbuch für meinen heimischen Hobby-Ornithologen  :-) 

Da kann auch der noch was dazu lernen, vermute ich.