Rezension

Normal? Unnormal?

Spinster Girls - Was ist schon normal? - Holly Bourne

Spinster Girls - Was ist schon normal?
von Holly Bourne

Evie will doch nichts weiter, als endlich „normal“ zu sein. Mit 16 Jahren bedeutet das: mit Freunden unterwegs sein, Spass haben, Jungs küssen.Doch Evie hat da ein Problem: ihre Zwänge. Unter anderem hat sie Angst vor Keimen und Krankheitserregern im Esse und in der Luft und einen Waschzwang. Das war mal so ausgeprägt, dass sie deswegen eine Therapie machen musste – doch nun ist sie „draußen“ und ihr Normalwerdetagebuch und eine niedrige Dosis Fluoxetin helfen ihr dabei, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie geht zur Schule, findet in Lottie und Amber gute Freundinnen und trifft sogar Jungs.

Aber was ist eigentlich normal? Ist das nicht jeder auf seine Weise? Wer schreibt das vor? Diese Frage hat sich sicher jeder schon einmal gestellt. Als die Spinster Girls möchten Amber, Lottie und Evie vor allem eines: zeigen, dass Frauen gut so sind, wie sie sind, und sich nicht für andere verstellen müssen. Dieser Nebenplot hat mich, trotz der Titelgebung, nicht sehr interessiert, war aber auch nicht störend und passte gut in die Handlung.

Der Schreibstil ist so locker und erfrischend, dass sich das Buch wirklich toll lesen lässt. Aus der Sicht von Evie erfahren wir wissenswertes über Zwangsstörungen und die psychische Verbindung. Die meisten Fakten werden uns von Sarah, Evies Therapeutin, präsentiert, das macht alles einfach zu verstehen.
Die Kapitel hatten genau die richtige Länge für "nur noch ein Kapitel" und so war das Buch ein ständiger Begleiter.
Auch die Story war gut aufgebaut und Evie als Protagonistin wirklich sympathisch. Ihre Eltern hingegen taten mir ab und an schon leid.

Ich hoffe, dass diese Geschichte hilft, Menschen die Angst zu nehmen vor Zwangsstörungen. Und zwar nicht nur den Betroffenen, indem sie zeigt, dass man nicht „unnormal“ ist, sondern auch den Mitmenschen. Wie leicht ist es für einen nicht Betroffenen zu sagen „Jetzt reiß Dich mal zusammen“. Der Kopf kann das aber nicht! Es gibt nur eine logische Handlung, und die ist für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Gegen eine Zwangsstörung ist man machtlos, wenn man alleine kämpft. Auch wenn Evie ihre Mutter hasst – sie wollte halt nun mal das Beste.

Trotz der Auszeichnung als Jugendbuch ist es eine schöne Sommerlektüre für jedermann!