Rezension

Das Dartmoor und sein dunkler Sog

Mädchen aus dem Moor - S. K. Tremayne

Mädchen aus dem Moor
von S. K. Tremayne

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein unachtsamer Moment und einen Eisklumpen, mehr brauchte es nicht um Kath Redways Auto von der Straße abzubringen und in den See stürzen zu lassen. Seit dem Unfall fehlen ihr zum Teil Erinnerungen, doch ihr Leben scheint nach dem doch recht glücklichen Ausgang erst recht in einen finsteren Abgrund zu trudeln. Was verheimlicht ihre Familie vor ihr? Wer steckt hinter all diesen merkwürdigen Vorkommnissen und was verbirgt sich hinter dem, was ihre kleine Tochter Lyla im nebligen Moor zu sehen glaubt?

Mädchen im Moor ist der 3. Psychothriller des britischen Schriftstellers und Journalisten Sean Thomas. Er veröffentlicht seine Werke unter anderem auch unter den Pseudonymen Tom Knox und S.K. Tremayne. In Mädchen aus dem Moor hat er den Schauplatz seines neusten Psychothrillers in das Sagen und Mythen umwobene Dartmoor gelegt. Kath ist auch Wochen nach dem Unfall noch längst nicht wieder die Alte. Es fehlen immer noch Erinnerungen an den Unfall und die Woche davor. Während sie versucht ihr Gedächtnis wieder zu erlangen, bricht ihr Leben an allen Ecken und Enden auseinander. Man meint Adam, ihr Mann, sollte vor Glück platzen, dass seine Frau einen schweren Unfall nahezu unverletzt überlebt hat, doch irgendwas steht zwischen ihnen, er hält etwas zurück. Irgendein dunkles Detail kennt er und verbirgt es vor Kath. Die Sorge um die besondere Tochter der beiden, lässt die Handlung auch nicht zur Ruhe kommen. Lyla zeigt Symptome des Asperger Syndroms, doch liegen die Eigenheiten und die Vorfälle einzig an ihrer Krankheit oder ist tatsächlich da draußen im nebligen Moor etwas, was ihnen böses will? Leider hat Kath die ganze Story hindurch keinen Fixpunkt und kommt nirgends zur Ruhe, niemandem kann sie trauen. Alle ihre Lieben verhalten sich merkwürdig und sie zweifelt zunehmend an sich selbst. Manche ihrer Aktionen/ Reaktionen waren nachvollziehbar andere Handlungen waren es hingegen überhaupt nicht. Es passieren zwar ständig Vorfälle und manchmal wird ein „Geheimnis“ gelüftet, jedoch fehlte dem Ganzen die Struktur, das Gefühl mit der Handlung vom Fleck zu kommen bleibt aus. Man dreht sich bei der Rekonstruktion der Geschehnisse leider immer wieder im Kreis. Auch wird viel über die Umgebung des Dartmoor geschrieben jedoch nur 1-2 Sagen und ein paar sprachliche Begebenheiten. Für meinen Geschmack und meine Erwartungen kam dieses ganze Dartmoor Mysterium zu kurz. Ich hätte mir da deutlich mehr Zusammenhang mit den Moor Sagen und der Story an sich gewünscht um die besondere Atmosphäre dieser doch recht bedrohlichen und unwirtlichen Natur aufkommen zu lassen. Die reine nebenher Erwähnung führte leider nicht dazu und entpuppte sich im Hinblick auf die Story nur als Stilmittel um die Wahl des Schauplatzes zu rechtfertigen. Die Idee der Geschichte war einigermaßen unterhaltsam, jedoch hat der Autor es zwischendurch etwas zu gut mit seinen Geheimnissen und vermeintlich bösen Menschen gemeint und den roten Faden leicht verloren. Mädchen aus dem Moor lässt sich zu weilen auch etwas abgehakt lesen, da die Protagonistin ständig abschweift, alles erneut durchdenkt und auch einen sehr bildgewaltigen Gedankengang hat. Sie beschreibt die Art am Ende sogar selbst sehr treffend: „Mitten hinein in meine Gedanken, mein endloses inneres Geplapper, das dahin fließt wie der silbrige Teigen des Drewe Wehr…“ Ihre Gedanken sind in der Tat oftmals ausschweifendes Geplapper das wenig zielführend, wenn nicht gar zunehmend langweilig ist.

Fazit: mäßig unterhaltsame Lektüre, von „Blut in den Adern gefrieren lassen“ ist das Buch jedoch meilenweit entfernt. Dank zu wenig Dartmoor Grusel und zu vielen erzählerischen Ausschweifungen lies die Spannung sich nur ab und an Blicken.