Rezension

Wenn Menschen Gift und Galle versprühen...

Die Essenz des Bösen - Tony Parsons

Die Essenz des Bösen
von Tony Parsons

Bewertet mit 5 Sternen

Weil seine 7-jährige Tochter Scout einen neuen Rucksack braucht, fährt Detective Max Wolfe mit ihr ins Einkaufszentrum „Lake Meadows“ im Londoner Westen. Doch die Einkaufstour entwickelt sich zu einem Alptraum, denn ein Hubschrauber stürzt mitten auf das Einkaufszentrum und tötet dabei 45 Menschen. Max und Scout haben Glück und überleben die Katastrophe, aber Max ist sofort als Polizist im Einsatz und versucht, mit seinem Team herauszufinden, wie das passieren konnte. Schnell finden sie heraus, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, der von zwei Brüdern, die aus Syrien zurückgekehrt sind, per Drohne ausgelöst wurde. Als sie die Täter Asad und Adnan Khane stellen wollen, geht der Zugriff schief und nicht nur die beiden Drahtzieher des Anschlags werden getötet. Die Bevölkerung will Rache für die vielen Toten, und schon bald steht die Familie der beiden Terroristen im Fadenkreuz. Max muss für ihre Sicherheit sorgen, während es weitere Tote gibt und gerät dabei selbst ins Visier…

Tony Parsons hat mit seinem Buch „Die Essenz des Bösen“ seinen fünften Fall um Detective Max Wolfe vorgelegt, der den Vorgängern in Aktualität, Spannung und Action nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd und spannend, der Leser schaut Ich-Erzähler Max Wolfe bei seiner Arbeit und dem täglichen Leben über die Schulter, darf ihm aber auch ins Herz schauen bzw. seine Gedanken kennenlernen. Der Autor behandelt in seinen Romanen immer wieder brandaktuelle Themen, so geht er in diesem Buch auf die Flüchtlingsproblematik, die steigende Aggressivität innerhalb der Bevölkerung, auch unter Zuhilfenahme sozialer Medien, und auf Radikalität der Menschen ein, was momentan auch überall auf der Welt erschreckend zu beobachten ist. Mit viel Emotionalität lässt der Autor den Leser an Max Wolfes Gefühlslage teilhaben, hat er doch gerade mit seiner Tochter einen Anschlag überlebt. Aber auch die Ermittlungen und die Rachegelüste der Bevölkerung schlagen Wolfe auf den Magen, und er muss sich mit ihnen auseinandersetzen, dabei setzt ihm auch noch sein Privatleben zu, denn die Mutter der gemeinsamen Tochter verlangt auf einmal das Sorgerecht für Scout, nachdem sie sich ewig nicht gekümmert hat. Die Handlung umschreibt nicht nur eine öffentliche Katastrophe, sondern spiegelt die Wut der Bevölkerung, die Angst der Angehörigen sowie auch die private Situation wunderbar wieder.

Die Charaktere sind dreidimensional und sehr realistisch angelegt. Schon durch die vier Vorgänger ist Max Wolfe dem Leser ans Herz gewachsen. Er ist ein durch und durch bodenständiger Mann, der oftmals unbequem erscheint. Gleichzeitig ist er ein liebevoller und fürsorglicher Vater. Er kann aber auch knallhart sein, wenn es um die Ermittlungen geht. Max sieht niemals nur eine Seite, sondern schaut auch hinter die Kulissen, gerade das macht ihn so sympathisch, menschlich, nahbar und authentisch, er kann Gefühle zeigen und der Leser kann mit ihm leiden, da er ihm so nah kommt.

Mit „Die Essenz des Bösen“ ist Tony Parsons wieder einmal ein rasanter Ausnahmethriller gelungen, der aktuelle und brisante Themen beinhaltet und seinen Hauptprotagonisten sowohl beruflich als auch menschlich eine weitere Entwicklung durchleben lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Spannungsbuch der Extraklasse!