Rezension

In unserer Welt gestrandete Märchenfiguren - leider nicht so witzig, wie es sich anhört

Ich glaub, mich küsst ein Zwerg - Jana Schikorra

Ich glaub, mich küsst ein Zwerg
von Jana Schikorra

Bewertet mit 3 Sternen

Magda Dombrowski, 66jährige Autorin erotischer Märchenadaptionen, lernt auf einer Lesereise Heinz-Kunz kennen, einen merkwürdigen Mann, der von sich behauptet, Rumpelstilzchen zu sein, und der sich penetrant an sie hängt, weil angeblich nur sie ihm und anderen Märchenfiguren die Möglichkeit geben kann, wieder nach Hause zu kommen. Magda hält ihn für verrückt, aber dann muss sie erkennen, dass womöglich mehr an seiner Geschichte dran ist, als gedacht.

Eine wirklich interessante Idee, ohne ihre Magie in unserer Welt gestrandete Märchenfiguren, die sich teilweise hier ein Leben aufgebaut haben, aber zur Weltrettung wieder nach Hause müssen. Das kann ja nur lustig sein, habe ich mir gedacht, und wollte den Roman unbedingt lesen.

Eine ganze Reihe Märchenfiguren lässt die Autorin antreten, die sich zum Teil sehr außergewöhnlich in unserer Welt „eingewöhnt“ haben, eine Gruppe ist z. B. im Rotlichtmilieu gelandet, eine Gruppe übrigens, bei der man das nie gedacht hätte. Eine andere Figur hat sich körperlich sehr zu ihrem Nachteil verändert, eine weiteren hat die Pubertät eher negativ zugesetzt – und in eine verliebt sich Magda sogar. Es ist schön, eine ganze Reihe bekannter und weniger bekannter Märchenwesen zu begegnen, vor allem, wenn man die Grimmschen Märchen gut kennt, werden einige Erinnerungen wach.

Wer mir leider nicht so besonders gut gefällt, ist die Protagonistin selbst. Für ihr Alter handelt sie oft kindisch und unbedacht, gegen Ende fand ich ihr Handeln sehr egoistisch. Eine sympathischere Hauptfigur hätte mich den Roman vielleicht mehr genießen lassen.

Was mir aber vor allem gefehlt hat, war der Humor. Ich hätte gerne öfter geschmunzelt und vielleicht auch hin und wieder laut gelacht – leider hat der Roman meine Lachmuskeln wenig bewegt. Und auch die Liebesgeschichte kam nicht so richtig bei mir an, obwohl ich die Idee dazu gar nicht schlecht finde. Woher die großen Gefühle so plötzlich gekommen sein sollen, kann ich aber nicht nachvollziehen. Ebenso wenig übrigens kann ich mir vorstellen, wie Magda all diese Wesen bei sich in Haus und Garten unterbringen konnte (und dann sogar noch ihr Schlafzimmer für sich alleine behalten hat).

Insgesamt konnte der Roman meine Erwartungen leider nicht erfüllen, die Idee ist ansprechend, aber es fehlt an Humor und einer sympathischen Protagonistin. Für die Idee und die Erinnerungen an all die Märchen vergebe ich knappe 3 Sterne.