Rezension

Eine große Liebe, die nicht sein darf

Das schönste Mädchen Havanas - Susana López Rubio

Das schönste Mädchen Havanas
von Susana López Rubio

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kuba im Jahr 1947: Nur mit dem, was er am Leib trägt, kommt der Asturier Patricio (19) in Havanna an. Er ist dem Elend in Spanien, das vom Bürgerkrieg geprägt ist, entflohen. Sein Wunsch: Er will in der neuen Heimat ein besseres Leben beginnen. Doch der Anfang ist schwer. Er muss sich als Schuhputzer durchschlagen. Als er bei der Arbeit aus Versehen die Schuhe des Mafiabosses Carlos Valdés ruiniert, kommt er nur knapp mit dem Leben davon. Kurz darauf darf er im Kaufhaus El Encanto anfangen. Da macht Patricio schnell Karriere. Eines Tages lernt er dort die attraktive Gloria kennen, in die er sich sofort verliebt. Aber dann erfährt er, dass sie verheiratet ist  – und zwar mit eben jenem Mafiaboss, einem der gefürchtetsten Männer Havannas…

„Das schönste Mädchen Havannas“ ist der Debütroman von Susana López Rubio.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in 55 Kapitel mit einer angenehmen Länge unterteilt sind. Das Buch endet mit einem Epilog. Erzählt wird in der Ich-Perspektive, zunächst nur aus der Sicht von Patricio, später im Wechsel von Patricio und Gloria. Die Handlung beginnt 1947 und umfasst etliche Jahre. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, einfühlsam und  – durch viel wörtliche Rede – sehr lebhaft. Dabei gelingt es der Autorin gut, die Atmosphäre jener Zeit zu vermitteln und viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht schwer.

Im Vordergrund des Romans stehen Patricio und Gloria. Die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden lassen sich gut nachvollziehen. Beide Charaktere werden detailliert und vielschichtig dargestellt. Obwohl mir deren Art und Verhalten nicht immer zugesagt haben, habe ich ihre Geschichte gerne verfolgt.  Auch die übrigen Personen wirken authentisch.

Trotz der fast 500 Seiten hat der Roman nur wenig Längen. Die Geschichte überrascht mit einigen Wendungen und Einfällen, die das Buch kurzweilig machen.

Thematisch geht es vor allem um die Liebe, Romantik und tragische Momente. Dabei konnte mich die Geschichte emotional bewegen, da sie glücklicherweise auf Kitsch und zu starke Übertreibungen verzichtet. Das macht den Roman glaubwürdig. Positiv anzumerken ist auch, dass Politik und Zeitgeschichte ebenfalls viel Raum einnehmen, was verhindert, dass der Roman zu seicht wird.

Sehr gut hat mir das Setting gefallen. Auch die historische Komponente ist überzeugend umgesetzt. Auf unterhaltsame Weise lernt man Kuba zu der Zeit vor und während der Revolution kennen und kann so sein Wissen zu diesem Thema erweitern.

Mit dem farbenprächtigen und liebevoll gestalteten Cover und dem Lesebändchen wirkt die gebundene Ausgabe sehr hochwertig. Der deutsche Titel weicht stark vom spanischsprachigen Original ab, das sich auf den Namen des Kaufhauses bezieht und dem ich den Vorzug geben würde.  

Mein Fazit:
„Das schönste Mädchen Havannas“ von Susana López Rubio ist ein Liebesroman der etwas anderen Art, der mich sehr gut unterhalten hat. Empfehlenswert ist die Lektüre wegen ihres Tiefgangs auch für diejenigen, die sonst einen Bogen um dieses Genre machen.