Rezension

Star Wars vs. Tausendundeine Nacht

Mirage - Die Schattenprinzessin - Somaiya Daud

Mirage - Die Schattenprinzessin
von Somaiya Daud

Bewertet mit 3.5 Sternen

Amani lebt mit ihren Eltern und ihren Brüdern auf dem Planeten Cadiz. Schon seit einigen Jahren haben in ihrem Sonnensystem die Vath die Herrschaft übernommen und regieren es mit Schrecken. Ausgerechnet am Tag ihrer Reifefeier wird diese von Vath-Kriegern überfallen und Amani entführt. Zunächst ist völlig unklar, warum gerade sie das Ziel des Übergriffes ist, doch als sie dann Maram, der Thronerbin des Reiches gegenüber steht, wird auf einmal alles ganz deutlich: Amani und Maram gleichen einander bis aufs Haar - und die Prinzessin gedenkt, diese Tatsache für sich zu nutzen. Schon seit einer Weile muss sie aus Angst vor den Rebellen um ihr Leben bangen, also soll Amani ihren Platz einnehmen, wann immer es gefährlich zu werden droht. Doch dass sie damit Teil ihres Lebens und ihrer Beziehung zu ihrem Verlobten Idris wird, hat Maram nicht bedacht - und so nehmen die Geschehnisse ihren Lauf...

Somaiya Daud hat in "Mirage" eine interessante Welt geschaffen, eine Mischung aus Star Wars und Tausendundeiner Nacht. Der Roman weist Elemente aus Science Fiction und Dystopie auf, ist aber im Prinzip auch ein klassisches Märchen. Ein Mädchen aus armer Familie, das aber das Herz auf dem rechten Fleck trägt, trifft auf eine hartherzige, aber unglaubliche einsame Prinzessin. Abgesehen vom Prolog, der einen Bogen zum Ende der Geschichte schlägt, wird die Handlung von der Protagonistin Amani aus der Ich-Perspektive erzählt. Somit ist der Leser ganz nah an ihrer Gefühlswelt. An der Verzweiflung nach ihrer Entführung, dem Heimweh, der Einsamkeit und dem Misstrauen ihrer Umgebung gegenüber, denn wem kann Amani vertrauen, wenn sie von Feinden umgeben ist? Hinzu kommt die ständige Angst davor, von den Vath beseitigt zu werden, wenn sie auch nur einen Fehler macht.

Grundsätzlich ist es keine neue Geschichte, die die Autorin erzählt: eine Doppelgängerin, die kaltherzige Prinzessin, das Liebesdreieck - nicht gerade originell und, ehrlich gesagt, auch ein wenig klischeehaft. Natürlich ist Marams Verlobter Idris schön und zartfühlend zugleich, ein mutiger junger Mann, ebenso versklavt wie Amani, der zudem auch reiten und die Sitar spielen kann. Ein klassischer Prinz eben. Und ebenso selbstverständlich ist die verbotene Liebe, die nun zwischen den beiden entsteht. Auf der anderen Seite wirkt der orientalische Hintergrund für einen solch typischen Roman erfrischend neu und anders, denn normalerweise sind diese doch stark westlich geprägt. Zudem schafft es Somaiya Daud mit ihren Charakteren, einen stärker in die Geschichte hineinzuziehen, als man ursprünglich gedacht hätte. Die Handlung entwickelt durchaus einen Sog - schade nur, dass "Mirage" auf mehrere Bände angelegt ist und man am Ende des Romans mit der Ungewissheit zurückgelassen wird, wie es mit den lieb gewonnenen Charakteren weitergeht. Trotz aller Klischees: Band zwei muss gelesen werden!

Fazit: eine mäßig originelle Geschichte in interessantem orientalisch-futuristischem Kleid