Rezension

Fesselnder Trilogie-Auftakt - wunderbar erzählt!

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals - Sophie Oliver

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals
von Sophie Oliver

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch ist der Auftakt einer historischen Trilogie um das Grandhotel Schwarzenberg in Bad Reichenhall.
Es beginnt im Jahr 1905 und deckt den Zeitraum bis 1911 ab.
Anna ist eine junge Frau, die in ärmeren Verhältnissen lebt und kurz hintereinander ihren Bruder und dann auch noch ihren Vater durch tragische Unglücke bei der Arbeit verliert.
Sie ist verliebt in Michael, einen Salzsieder, der gerade als er beginnt sich hochzuarbeiten, durch unglückliche Umstände seine Arbeit verliert. Er geht nach Amerika, um sein Glück zu suchen und möchte Anna nachholen oder als gemachter Mann zurückkehren.
Nach dem Tod des Vaters ist Anna gezwungen, eine Anstellung anzunehmen und landet im Haushalt der Familie von Feil, die durch die Saline im Wohlstand leben.
Ein schreckliches Verbrechen zwingt Anna dazu, eine arrangierte Notehe einzugehen. Ist ihre Liebe zu Michael damit verloren?

Die Geschichte spielt kurz nach der Jahrhundertwende im aufstrebenden Kurort
Bad Reichenhall. Der Ort ist durch die Saline zu Wohlstand gekommen und hat kürzlich den Status eines „Königlich bayerischen Staatsbades“ erhalten. Wohlhabende Mensch reisen dorthin, um Kuren zu machen und Hotels werden gebraucht.
Sehr deutlich macht die Autorin die unterschiedlichen Gesellschaftsstände zwischen den Arbeitern in den Salinen, Hauspersonal und den wohlhabenden Menschen, die durch das Salz zu Reichtum gekommen sind.
So lernen wir hier nicht nur Anna kennen, die aus einfachsten Verhältnissen stammt sondern auch Katharina, die Tochter des „Salzbarons“. Auch sie heiratet nicht den Mann, den sie liebt sondern einen standesgemäßen Geschäftsmann, was ihr nicht das erhoffte Glück bringt.
Besonders deutlich macht diese Geschichte, wie die einfachen Menschen von den reichen manipuliert und gelenkt wurden, damit sie ihnen nicht in die Quere kommen und der schöne Schein gewahrt wird.

Mit ihrem einnehmenden, lebendigen und mitreißenden Schreibstil hat mich die Autorin schnell in die Zeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts versetzt und mich nach Bad Reichenhall reisen lassen.
Vor einigen Jahren war ich selbst dort und habe die Saline besichtigen und den Ort erkunden können.
Schnell sprang mein Kopfkino an, denn die Beschreibungen nicht nur des Orts sondern auch der Menschen und der damaligen Lebensweise sind detailreich und bildhaft.
Annas Schicksal ist mir zu Herzen gegangen, denn sie hat es nicht leicht und muss einen Weg gehen, den sie sich so nicht vorgestellt hat. Aber sie ist eine Kämpferin und macht das Beste aus ihrer Situation.
Nicht so sympathisch war mir Katharina, die reichlich überheblich wirkt und in Selbstmitleid versinkt, als ihr Leben nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt hat.
Die zahlreichen Figuren in diesem Roman sind alle gut ausgearbeitet und lebendig dargestellt, was mir sehr gut gefallen hat.

Es war für mich sehr fesselnd, Annas Geschichte zu verfolgen, die teilweise sogar dramatisch verläuft. Sie hat mich komplett in ihren Bann gezogen und das Buch in kürzester Zeit durchlesen lassen. Es hat sich fast zum Pageturner entwickelt, denn Sophie Oliver ist eine wunderbare Erzählerin.
Der Paukenschlag zum Ende ist ein kleiner Cliffhanger, den ich dann zwar fast so erwartet habe, der aber auch große Lust auf die weiteren Teile macht!
Das Personenverzeichnis zu Beginn ist hilfreich und ein Glossar am Ende erläutert bayerische Begriffe und Gepflogenheiten sowie die Unterschiede zwischen Realität und Fiktion bei den Örtlichkeiten.

Dieser Auftakt zur Trilogie um das Grandhotel Schwarzenberg hat mich begeistert und war ein besonderes Lesevergnügen!

Fazit: 5 von 5 Sternen

© Fanti2412