Rezension

5 Sterne!

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe -

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von Doris Knecht

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

„Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will. 

Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.“

 

Autorin Doris Knecht ist mit „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ ein grandioses Werk gelungen. Nicht nur mit ihrem klaren und unverblümten Schreibstil lockt sie die (wohl meist weibliche) Leserschaft, sondern sie spricht Themen an, die wohl jede Mutter irgendwie erlebt hat - die Kinder ziehen aus und dann? Hier geht es nicht um die Familie unserer Protagonistin, sondern es geht schlicht und pur um sie selbst. Wer war sie früher, wer ist sie heute, wer wird sie in Zukunft sein? Ihr Leben war stets über andere Aufgaben wie eben das Mutter-sein definiert aber wo blieb sie? Genau an diesem Punkt steht unsere Protagonistin. Es scheint, als sei sie nun nicht nur an einem Wendepunkt, sie scheint auch losgelassen von allen Pflichten und Verpflichtungen und nun dreht sich ihre Welt mal nur rein um sie. Die Kinder sind aus dem Haus (passende Metapher: die Vogelkinder verlassen das Nest), die Wohnstätte ist ihr zu groß (sie scheint sich regelrecht darin zu verlieren, es wird ihr fremd) und sie muss sich verkleinern. Hier gehört auch eine ordentliche „Inventur“ nicht nur des Hausstandes mit dazu, sondern hier geht es auch um das seelische Ausmisten. Hängen wir unsere Erinnerungen zu sehr an Dinge? Allein der Buchtitel ist hier mehr als passend gewählt! Ja, unsere Protagonistin hat „ihre vollständige Liste“ vergessen, sich selbst bei allen Tätigkeiten im Leben vergessen. Doris Knecht geht hier schon teilweise herrlich philosophisch vor und der Leser hat dabei genügend Raum für eigene Gedankengänge und die kommen hier unweigerlich. Das Buch wird als „intime Selbstbefragung einer Frau“ beschrieben und besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Knecht spricht hier so vieles an, was sich viele Mütter wohl nur ungern eingestehen bzw. nicht gern darüber sprechen. 

Fazit: Ein genialer Roman, der an die weibliche Ehrlichkeit appelliert sich selbst nie aus den Augen zu verlieren. 5 Sterne für dieses besondere Werk!