Rezension

Absolut köstlich

Ein Alman feiert selten allein -

Ein Alman feiert selten allein
von Aylin Atmaca

Bewertet mit 4 Sternen

„Ein Alman feiert selten allein“ ist ein wunderbares, amüsantes Buch über die deutschen Gepflogenheiten vor und während der Weihnachtstage, ungeschönt erzählt aus dem Blick einer in Deutschland aufgewachsenen Türkin. Ein Buch zur Einstimmung in die Weihnachtszeit für sich selbst oder auch bestens zum Verschenken geeignet.

 

Zum Inhalt: Elif soll zum ersten Mal Weihnachten mit der Familie ihres Freundes Jonas feiern. Als Tochter türkischer Gastarbeiter es ist für sie nicht das erste Weihnachtsfest, aber das erste, dass typisch deutsch begangen wird, mit allen Klischees, die dazugehören. Und eins ist sicher, als Mama Neubauer bereits im September mit der Planung beginnt: Langweilig wird es nicht werden.

 

Ich hab mich ja bereits das erste Mal ertappt und belustigt gefühlt, als im September die Weihnachtskarte samt Whats-App Gruppe zur Weihnachtsplanung erstellt wurde. Denn leider wahr: in Deutschland beginnt Weihnachten gefühlt immer früher mit Lebkuchen Ende August, den ersten Adventskalenderverkäufen im September und „Last Christmas“ klingt eigentlich das ganze Jahr über gut. Ich hab mich irgendwie direkt in der Story wiedergefunden, zwar leicht beschämt aber auch überaus gut unterhalten. Und so amüsant und schamlos klischeehaft geht es weiter.

 

Aus Elifs Perspektive erlebt der Leser den gesamten (vor)weihnachtlichen Trubel einer typisch deutschen Familie, inklusive peinlicher Verwandter, erhöhtem Alkoholkonsum, Völlerei und weihnachtlichen Zänkereien. Man erfährt einiges aus Elifs Kindheit, wie Weihnachten von einer türkischen Familie in Deutschland erlebt wird und wie regionale Bräuche auf außenstehende wirken. Elif beschreibt Weihnachten dabei fast schon mit kindlicher Freunde und hat mir auch nochmal den Blick für Weihnachten und was ich damit verbinde geöffnet.

 

Die Emotionen kochen dann an Weihnachten schnell hoch, es werden Sachen gesagt, die man vielleicht nicht so meint und allgemein stand Besinnlichkeit vermutlich schonmal höher im Kurs. Immer wieder habe ich über Aussagen der Familie Neubauer Schmunzeln müssen, wie zB die Lametta-Debatte oder Sinnhaftigkeit von Geschenkpapier und des Schenkens an sich. Besonders die Spitzen gegen Elif vonseiten der Familie haben mir dann doch sehr wehgetan, hauptsächlich weil es kopflose Aussagen waren, die jeglicher Substanz entbehren.

 

Insgesamt war es es kurzweiliges Büchlein, dass natürlich mit seinen knapp 300 Seiten nicht in die philosophischen und Kulturellen Untiefen von weihnachten vordringt, aber zu unterhalten weiß.