Rezension

Ein traditionelles Weihnachten aus einer anderen Perspektive

Ein Alman feiert selten allein -

Ein Alman feiert selten allein
von Aylin Atmaca

Bewertet mit 3 Sternen

Elif, türkischer Abstammung, aber in Deutschland aufgewachsen, steht vor einer großen Herausforderung: Sie wird Weihnachten mit der Familie ihres Freundes Jonas verbringen. Sie freut sich riesig, zum ersten Mal ein traditionelles deutsches Weihnachten zu erleben. Jedoch wird es auch das erste Mal sein, dass sie Jonas Eltern und Familie trifft. Sie will sich deswegen von ihrer Schokoladenseite zeigen und die Fettnäpfchen vermeiden. Gar nicht so einfach mit einer Familie, die an einer besonders schlimmen Form des Weihnachtswahnsinns leidet.

Mit den zahlreichen Geschenken erinnert das Cover an einen Adventskalender. Jedoch sind die gewählten Farben verwunderlich: Ich assoziiere die weder mit Weihnachten, noch mit Deutschland oder der Türkei. Der Titel ist mir auch bis zum Ende ein Rätsel geblieben: Feiern setzt irgendwie voraus, dass man nicht allein ist. Zusätzlich, wie die Autorin in der Geschichte es selbst beschreibt, feiern Türken in noch größeren Kreisen als Deutschen. 

Der Schreibstil ist flüssig bis auf die gegenderte Schreibweise, die an einigen Stellen des Buches zu finden war. Das muss in einem Roman wirklich nicht sein. Dieses sehr kurze Buch erinnert vage an einem Feel-Good-Roman, besonders einige witzigen Szenen und das Ende.

Jedoch finde ich, dass die Autorin mit ihrer bissigen Kritik gegenüber den Deutschen zu weit geht, und das, obwohl ich selber nicht Deutsche bin. Aylin Atmaca stellt Jonas deutsche Familie sehr überspitzt dar. Sie bedient sich nämlich blindlings in den üblichen Klischees und Vorurteile gegenüber den Deutschen. Nur die weißen Socken in den Sandalen waren (vermutlich wegen der Jahreszeit) nicht dabei. 

Die wenige Textstellen, in der die Autorin darüber nachdenkt, wie es Jonas bei einer türkischen Feier gehen würde, oder sie  ihre Landsleute wegen ihres Verhaltens kritisiert, reichen als Gegengewicht nicht.

Wenn ein deutscher Autor oder eine deutsche Autorin nur halb so scharf Türken oder Menschen türkischer Abstammung kritisieren oder karikieren würde, wäre es schon als Skandal bezeichnet. 

Dieser Roman hätte eine interessante und unterhaltsame Karikatur des Weihnachtswahnsinnes, das unsere Konsumgesellschaft jährlich überkommt, abliefern können, wenn es nicht mit diesen interkulturellen Klischees und Vorurteile gegenüber den Deutschen übersät wäre.

Fazit: Eine weihnachtliche Unterhaltung für zwischendurch, die keinen bleibenden Endruck hinterlässt. Kann man lesen, muss man aber nicht.