Rezension

Absolutes Highlight und Herzensbuch

Wie du mich siehst - Tahereh Mafi

Wie du mich siehst
von Tahereh Mafi

Bewertet mit 5 Sternen

Wie du mich siehst von Tahereh Mafi

erschienen bei Fischer Sauerländer

 

Zum Inhalt

 

Eine Kleinstadt in den USA: Shirins Alltag ist zum Albtraum geworden. Sie hat genug von den unverschämten Blicken, den erniedrigenden Kommentaren und den physischen Attacken, die sie ertragen muss, weil sie Muslima ist. Sie flüchtet sich ins Musikhören und in das Breakdance-Training mit ihrem Bruder und dessen Freunden. Shirin hat beschlossen, niemandem mehr zu trauen. Bis sie an ihrer neuen High School den Jungen Ocean trifft. Er ist der erste Mensch seit langem, der Shirin wirklich kennenlernen möchte. Erschrocken weist Shirin ihn harsch zurück. Ocean ist für sie aus einer Welt, aus der ihr bisher nur Hass und Ablehnung entgegenschlugen. Aber dann kommt alles anders ...

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Die Story ist in der dritten Person geschrieben und spielt meines Erachtens nach 2002/2003. Vielleicht auch etwas später, aber auf keinen Fall im Hier und Jetzt. Es wird nämlich Bezug auf den 11. September genommen, der die Welt ja bekanntlich verändert hat.

 

Shirin fand ich ziemlich anstrengend. Sie hat unheimlich viel Wut in sich und wirkt nach außen aggressiv und einschüchternd. Halt findet sie nur im Breakdance und Tagebuchschreiben. Die Sechzehnjährige hat es durch die vielen und ständigen Umzüge in andere Städte nicht einfach, kann nie richtig Freundschaften schließen, ist immer wieder die Neue. Eines ist aber jedes Mal gleich – sie wird angefeindet, vorverurteilt und aufs Übelste gemobbt. Kein Wunder also, dass sich Shirin mit der Zeit ein dickes Fell zulegt, die Beleidigungen an sich abprallen lässt (wenigstens nach außen hin) und nur ihre Schulstunden „absitzt“. Auf der anderen Seite erwartet das Mädchen, dass sie so akzeptiert wird, wie sie ist, dass sie gesehen wird. Doch sieht sie auch ihre Mitmenschen? Gibt sie sich etwas Mühe, sich in die Schulgemeinschaft zu integrieren? Eher nicht, denn ihre Wut und Erfahrungen lassen es nicht zu. Dies war eine Sache, die mich zwiegespalten lesen ließ. Eine Medaille hat immer zwei Seiten ;)

Shirin trägt ihr Kopftuch und steht dazu. Warum sie es trägt, wird sehr gut auf den Seiten 55/56 erklärt. Sie wurde in Amerika geboren, spricht akzentfrei Englisch und kennt die Heimat ihrer Eltern, den Iran, quasi gar nicht. Trotzdem muss sie sich täglich den Anfeindungen der Mitmenschen stellen. Wie diese aussehen können, stellt sich gleich auf den ersten Seiten des Buches heraus und schockierte mich total! Nicht einmal vor den Lehrern ist man noch sicher … Shirins Bruder Navid hat es da einfacher. Er ist praktisch der Star an jeder Schule, fügt sich gut ein und wird von den Mädchen auf Grund seines exotischen Aussehens umschwärmt. Die Eltern der Geschwister sind relativ entspannt, aber auch nicht wirklich in den Schulalltag der Kids integriert oder daran interessiert. Fand ich sehr schade.

Ocean ist Shirins Biopartner und anfangs ein sehr unsicher wirkender Typ. Bei ihren Konversationen wäre ich so manches Mal gerne ins Buch gestiegen und hätte beide mal etwas an die Hand genommen … Aber mit der Zeit wuchs er mir immer mehr ans Herz und er bringt Shirins Verhalten ihren Mitmenschen gegenüber auf Seite 110 super auf den Punkt. Zuerst ein absolut eigenartiges Pärchen, aber die Entwicklung der beiden ist wirklich lesenswert!

 

Ich glaubte sowieso nicht daran, dass es möglich war, die Schönheit einer Frau zu verhüllen. Für mich waren Frauen immer schön, ganz egal, wie viele Lagen Stoff sie anhatten.

Seite 55

 

Tahereh Mafi hat mich mit ihrem neuesten Werk auf ganzer Linie begeistert! Der Leser bekommt einen kleinen Einblick in persische Traditionen, wird zum Nachdenken angeregt und hat einfach ein geniales Buch vor sich. Shirin ist eine anstrengende und auch fordernde Protagonistin, mit der ich erst einmal warm werden musste. Ich konnte ihr Denken, ihre Ängste und Gefühle verstehen und würde mich wahrscheinlich genauso verschließen. Doch letztendlich nimmt man sich auch damit etwas, wenn man nichts mehr im Leben wagt. Shirin möchte gesehen werden, aber sie muss auch lernen zu sehen. Der 11. September hat leider vieles in dieser Welt verändert und einiges hat die Autorin an negativen Reaktionen in diese Geschichte einfließen lassen. Es geht um Vorurteile, Schubladendenken, Angst, Rassismus und Liebe. Eine Mischung, die es an manchen Textstellen echt in sich hat. Daher fällt es mir auch schwer, mich hier kurz zu fassen. Aber dieses Buch hat mich wirklich beschäftigt, schockiert und bewegt. Ich würde es gut finden, wenn es zur Schullektüre werden würde. Es ist doch völlig egal, aus welchem Land man kommt, welche Hautfarbe man hat oder ob man ein Kopftuch trägt oder eben nicht. Können wir andere Menschen nicht so akzeptieren, wie sie sind und einfach nur nach Gut und Böse aussortieren? Vielleicht ein frommer Wunsch, aber jeder sollte sich wenigstens einmal seine Gedanken darüber machen ;)

 

 

Zum Autor

 

Tahereh Mafi wurde 1988 in einer Kleinstadt in Connecticut, USA, geboren. Sie ist iranischer Abstammung und die Jüngste von fünf Geschwistern neben vier älteren Brüdern. Ihr Debütroman ›Shatter Me‹ (dt.: ›Ich fürchte mich nicht‹), der erste Band einer Trilogie, ist 2011 in den USA erschienen, wurde in über 30 Sprachen übersetzt und stand auf den Bestsellerlisten der New York Times und der USA Today. Mafi ist mit dem Filmemacher und Schriftsteller Ransom Riggs verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Santa Monica, Kalifornien.

 

WERBUNG
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ab 13 Jahren

368 Seiten

übersetzt von Katharina Ganslandt

ISBN 978-3-7373-5696-1

Preis: 16 Euro

erschienen bei https://www.fischerverlage.de/verlage/fischer_sauerlaender

Leseprobe: https://www.fischerverlage.de/buch/tahereh_mafi_wie_du_mich_siehst/97837...

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!