Rezension

Berührender Young-Adult-Roman über Liebe & Vorurteile, der zum Nachdenken anregt

Wie du mich siehst - Tahereh Mafi

Wie du mich siehst
von Tahereh Mafi

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt (dem Klappentext entnommen):

Zum Weinen, zum Verlieben, zum Wütendwerden
Bestsellerautorin Tahereh Mafi erzählt einen bewegenden, kraftvollen, autobiographisch geprägten Roman, der Vorurteile enthüllt und uns daran teilhaben lässt, wie Liebe alles Trennende überwindet.
Eine Kleinstadt in den USA: Shirins Alltag ist zum Albtraum geworden. Sie hat genug von den unverschämten Blicken, den erniedrigenden Kommentaren und den physischen Attacken, die sie ertragen muss, weil sie Muslima ist. Sie flüchtet sich ins Musikhören und in das Breakdance-Training mit ihrem Bruder und dessen Freunden. Shirin hat beschlossen, niemandem mehr zu trauen. Bis sie an ihrer neuen High School den Jungen Ocean trifft. Er ist der erste Mensch seit langem, der Shirin wirklich kennenlernen möchte. Erschrocken weist Shirin ihn harsch zurück. Ocean ist für sie aus einer Welt, aus der ihr bisher nur Hass und Ablehnung entgegenschlugen. Aber dann kommt alles anders...

 

Meinung:

Der bildhafte und fesselnde Schreibstil liest sich leicht und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Shirin geschrieben, so dass man ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterleben kann, auch wenn das etwas dauert, bis es (hundertprozentig) soweit ist.

Die authentischen und (anfangs nicht so) sympathischen Charaktere sind mit ihren Stärken und Schwächen sowie Gefühlen sehr gut dargestellt und beschrieben worden, so dass ich nicht anders konnte, als mit ihnen mitzufühlen, mitzufiebern und mitzuleiden. Auch die Nebencharaktere sind sehr gut dargestellt worden, vor allem die Jungs der Breakdance-Gruppe haben mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

 

Zu Beginn prallt man, wie Ocean, an der harten Mauer von Shirin ab. Sie schottet sich und ihre Gefühle von der Außenwelt ab, reagiert aggressiv und isoliert sich von ihren Mitschüler_innen. Mit jeder Seite mehr erfährt man mehr über sie und ihr Leben und versteht sie immer besser. Eine genaue Zeit, in der das Buch spielt, wird nicht genannt, aber es ist die Zeit nach dem 11. September und die Emotionen kochen hoch und werden auch an Shirin ausgelassen, weil sie eine junge Muslima ist. Ihr wird nicht nur mit Misstrauen begegnet aufgrund ihrer Religion, sie wird auch angepöbelt und gemobbt.

Man erfährt Stück für Stück immer mehr, was Shirin erlebt hat und immer noch erlebt, während sie sich größtenteils hinter ihrem Schutzpanzer aus Wut und Isolation versteckt Man fühlt für sie ihre Gefühle der Verzweiflung, der Angst, der Einsamkeit, weil sie ihre Gefühle teilweise so tief vergraben hat, um nicht mehr zu fühlen, nicht mehr zu leiden, unter dem Hass und der Ausgrenzung, die sie tagtäglich erlebt. Shirin grenzt sich aber auch selbst aufgrund der bisherigen und aktuellen Erfahrungen von den anderen ab. Nur Ocean sieht sie, wie es der Titel des Buches so treffend beschreibt, und bleibt hartnäckig und lernt sie besser kennen. Die zwei zusammen sind einfach nur süß und umso schlimmer ist es mitzuerleben, wie die Welt auf ihre Liebe reagiert. Hier war ich wirklich mehr als einmal fassungslos.

 

Dem ersten Satz aus dem Klappentext „Zum Weinen, zum Verlieben, zum Wütend werden“ kann ich mich nur anschließen. Man fühlt mit Shirin, man verliebt sich mit ihr und man ist wütend, dass Menschen in Schubladen gesteckt werden und so mit Vorurteilen, Rassismus und Hass konfrontiert werden; dass der Fokus auf irgendwelchen Unterschieden liegt, anstatt auf den Gemeinsamkeiten.

 

Das aufwühlende und zum Nachdenken anregende Buch über Liebe, Familie, Hass und Vorurteile kann ich nur empfehlen und vergebe ganz klar 5 von 5 Sternen.

 

Fazit:

Berührender Young-Adult-Roman über die erste Liebe und über Vorurteile, der fassungslos, traurig und wütend macht und zum Nachdenken anregt.