Rezension

Actionreicher, blutrünstiger Thriller mit einigen Längen

Killer City - Wolfgang Hohlbein

Killer City
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 3.5 Sternen

INHALT

Chicago, 1893. Die kürzlich eröffnete Weltausstellung zieht Millionen von Besuchern aus nah und fern in die aufstrebende Metropole, um die neuesten technischen Wunder zu bestaunen. Einer von ihnen ist Thornhill, der schon viele Menschenleben auf dem Gewissen hat. In den Menschenmengen hofft er untertauchen zu können, um möglichst unauffällig auf die Jagd zu gehen und seine nächste Beute aufzuspüren. Sein Hunger nach dem berauschenden Gefühl des Tötens ist unersättlich, denn dem Ruf der Dunkelheit, die in seiner abgrundtiefen Seele lauert, kann er sich nicht widersetzten. Seine bevorzugte Waffe ist das Rasiermesser. Schon bald gibt es die ersten Toten, und die Polizei beginnt mit ihren Ermittlungen. Es dauert allerdings auch nicht lange, bis Thornhill ins Visier der Gangs von Chicago gerät und er vom Jäger zum gnadenlos Gejagten wird …

MEINE MEINUNG

Phantastik-Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein hat mit „Killer City“ einen packenden, actionreichen und zugleich blutrünstigen Roman vorgelegt, der den Leser mit einer interessanten Mischung aus Thriller, Horrorroman und mystischen Elementen unterhält.
Angesiedelt ist die Geschichte im historischen Chicago zur Zeit der Weltausstellung, einer durch den technischen Fortschritt aufstrebenden Metropole zum ausgehenden 19. Jahrhundert. Sehr detailreich und atmosphärisch dicht werden anfangs verschiedene historische Schauplätze der Stadt wie der Stadtteil Englewood, das Schlachthofgelände oder die Hochbahn geschildert, so dass man sich gut in das Flair und die Lebensumstände jener Zeit hineinversetzen kann. Insgesamt spielt die Stadt als Schauplatz allerdings nur eine sehr untergeordnete Rolle und ist im späteren Verlauf eher eine auswechselbare Kulisse. Mit Ausnahme des berühmten Riesenrads Ferris Wheel spielen leider auch keine Szenen an Orten der Weltausstellung.

Sehr gelungen sind ebenfalls die Beschreibungen der eher ländlich geprägten Orte im Wilden Westen, in die es die Hauptfigur in der Vergangenheit immer wieder verschlagen hat. Sehr geschickt ist die Handlung in zwei unterschiedliche Erzählstränge gegliedert, die zum einen verschiedene, bedeutsame Erlebnisse in der Vergangenheit und zum anderen die aktuellen Ereignisse in Chicago erzählen, und zum Ende hin zu einem Hauptstrang zusammenlaufen. Sehr mysteriös und geheimnisvoll entwickelt sich zunächst die spannende, temporeiche Haupthandlung um die Hauptfigur Thornhill in Chicago. Die Rückblenden in Thornhills Vergangenheit empfand ich als besonders fesselnd, denn sie gewähren interessante Einblicke in die Entwicklung seiner Persönlichkeit, seinen Werdegang als Killer und seine Motive. In ihnen lernen wir auch die Hintergründe der mysteriösen Wesenheit kennen, die Thornhill zeitweise zu beherrschen scheint, und darüber hinaus seinen größten Widersacher.

Hohlbein überrascht uns mit zahlreichen unerwarteten Wendungen und rätselhaften Verwicklungen der Charaktere. Phasenweise zieht sich die Geschichte allerdings durch ausufernde Beschreibungen zu unwichtigen Details in die Länge. Dennoch zieht die Spannungskurve im letzten Drittel bis zum entscheidenden, sehr kampfbetonten und fast filmreifen Finale enorm an und man fiebert dem Ausgang des Showdowns regelrecht entgegen. Hohlbein präsentiert uns schließlich einen gelungenen, überraschenden Ausgang seiner Geschichte. Das in sich abgeschlossene, stimmige Ende beantwortet die meisten offenen Fragen und bietet zugleich noch Raum für Spekulationen.

Sehr überzeugend ist Hohlbein die Charakterisierung seiner Hauptfigur gelungen, die sehr interessant, lebensnah und facettenreich angelegt sind. Die Handlung erlebt man aus Sicht des Protagonisten Thornhill – ein für den Leser ungewöhnlicher, aber sehr interessanter Blickwinkel, da man dadurch einen unmittelbaren Einblick in die Gedanken und Emotionen des Massenmörders erhält. Im Laufe der Geschichte treten sogar einige liebenswerte Eigenheiten von ihm zutage, und zum Ende hin ist sogar ein Wandel in seinem Verhalten zu erkennen, in dem er mehr Gefühle und Verantwortungsgefühl zeigt. Insgesamt kann man Thornhill aber wegen seiner Willkür und abstoßenden Brutalität beim Morden kaum Sympathien entgegenbringen. Etwas unglaubwürdig fand ich allerdings seine plötzliche Zuneigung zu Futura, in der er eine Seelenverwandte sieht, obwohl sie sich doch kaum gekannt haben.

Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor auch einige gut recherchierte Aspekte der amerikanischen Geschichte in seine Geschichte mit eingeflochten hat, wie z.B. die Schlacht von Gettysburg oder den Fall der Lizzy Borden. Auch einige historisch inspirierte Figuren wie die Wild West-Legende Wild Bill, Nicola Tesla oder der Serienkiller Dr. H. Holmes tauchen in der Geschichte auf und verleihen ihr einen gewissen Hauch von Authentizität.

Hohlbeins anspruchsvoller, wortgewaltiger Schreibstil, der sich oft durch sehr detailversessene Beschreibungen und weitschweifige Erläuterungen auszeichnet, ist sehr beeindruckend. Auf einzigartige Weise gelingt es ihm unterschiedlichste Schauplätze und Kampfszenen zum Leben zu erwecken und dem Leser derart anschaulich und intensiv zu vermitteln, dass man sich mitten im Geschehen wähnt. Stellenweise erschienen mir diese ausschweifenden Schilderungen allerdings auch etwas zu viel des Guten, insbesondere bei den ausgedehnten Kampfszenen.
 

FAZIT

Ein fesselnder, actionreicher Thriller mit einer düsteren, teilweise blutrünstigen Handlung und einer schillernden Hauptfigur, aber auch mit deutlichen Längen. Trotzdem ein unterhaltsames Leseabenteuer!

3 ½ Sterne