Rezension

Alafair Burke – The Wife

The Wife - Alafair Burke

The Wife
von Alafair Burke

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einer schrecklichen Entführung in ihrer Jugend scheint Angela endlich das zauberhafte Leben führen zu können, von dem sie in ihrer ärmlichen Kindheit immer geträumt hat. An der Seite des Wirtschaftsprofessors und erfolgreichen Beraters Jason Powell verbringen sie und ihr Sohn Spencer sorgenlose Tage – bis eine Praktikanten unglaubliche Anschuldigungen erhebt: Jason habe sie sexuell belästigt. Dieser streitet den Vorfall ab und misst ihm keine große Bedeutung bei. Bis eine weitere Frau auf den Plan tritt und Vergewaltigungsvorwürfe erhebt. Dieses Mal scheint die Beweislage eindeutiger, aber Angela hält zu ihrem Mann. Sie kann und will nicht glauben, was die Frauen behaupten, vor allem, weil diese scheinbar auch die Gelegenheit nutzen möchten, mit einer geschickten Erpressung Nutzen aus der Situation zu ziehen. Je länger sich die Affäre hinzieht und je mehr Details über Jason an die Öffentlichkeit geraten, desto mehr wachsen auch Zweifel in Angela, wichtiger jedoch als dieser Fall ist ihr noch etwas gänzlich anderes, das sie vor der reißerischen presse schützen muss.

 

Alafair Burke wählt ein Szenario, das viel Spannung verspricht und Potenzial für zahlreiche Verwicklungen und Wendungen hat, jedoch auch bereits mehrfach als Basiskonzeption gewählt wurde. Im Vergleich zu ähnlichen Stories konnte mich die Autorin nicht ganz überzeugen, was vor allem an der Protagonistin lag, die für mich etwas zu diffus blieb und mich nicht wirklich für sie einnehmen konnte.

 

Der Spannungsaufbau kann überzeugen, immer weiter zieht sich die Schlinge um den untreuen Gatten, immer mehr Enthüllungen lassen ihn in einem immer schlechteren Licht erscheinen. Auch wenn einem die Mutmaßungen, dass die Frauen geschickt seine Lage nutzen möchten, um sich selbst zu bereichern, glaubwürdig ist, kommt er doch nicht auch ganz schadlos aus der Nummer heraus. Aufgrund der gewählten Erzählperspektive bleiben bei Jason Lücken, so dass man nicht sicher sein kann, wie weit er gehen würde und ob man seinen Aussagen trauen kann. Da man sich als Leser immer auf Angelas Seite befindet und sie das offenkundig wahre Opfer ist – gleich in mehrfacher Hinsicht – ist man geneigt, für sie eher Sympathie zu empfinden und ihr Glauben zu schenken. Leider lässt sich dies nicht lange genug aufrechterhalten und man kann daher die letztlichen Entwicklungen schon bald sehr deutlich vorhersehen.

 

Insgesamt überzeugender Plot, der jedoch für mich im Detail bei der Figurengestaltung etwas schwächelt und leider im letzten Drittel zu vorhersehbar wird und dadurch an Spannung verliert. Daher das Fazit: solide Unterhaltung, die aber noch steigerungsfähig gewesen wäre.