Rezension

Alina Grimms erster Fall

Nichts als Staub -

Nichts als Staub
von Alexander Hartung

Bewertet mit 3 Sternen

Streifenpolizistin Alina Grimm gerät unvorhergesehen in einen Fall, der eher für die Mordkommission bestimmt ist: Ein bekannter Serienmörder legt in ihrem Revier sein inzwischen viertes Opfer ab. Dieses war Alina als kleinkrimineller Drogendealer bekannt und passt als solches nicht zum Verhalten des Mörders, der seine Taten aufgrund persönlicher Motive verübt. Alina forscht nach und gerät in einen Hinterhalt. Sie wacht im Krankenhaus auf, nur um zu erfahren, dass sie vom Dienst suspendiert wurde, da Drogen in ihrer Wohnung gefunden wurden. Wer möchte an Alinas Glaubwürdigkeit rütteln? Und vor allem: Warum? Alinas Verdacht wird bestätigt, an einer größeren Sache dran zu sein und sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und ihren Ruf reinzuwaschen.
„Nichts als Staub“ ist der Auftaktband von Alexander Hartungs neuer Krimireihe um die neue Protagonistin Alina Grimm. Der Autor scheint seinem Muster der Teamkonstellation aus seiner „Jan-Tommen“-Reihe treu zu bleiben, die Parallelen sind nicht zu übersehen. Das ist etwas schade, da ich mir von der neuen Reihe etwas mehr frischen Wind erhofft habe. Die Figuren sind zwar allesamt sympathisch und authentisch, aber die Konstellation als außergewöhnliches Viererteam am Rande der Legalität ist somit schon bekannt. Der Einbezug des letzten Teammitglieds am Ende des Buches war für mich auch nicht nachvollziehbar und wirkte so, als müsste er noch irgendwie eingeschoben werden.
Sowieso ist in dem relativ dünnen Büchlein doch sehr viel passiert oder angerissen worden, die Handlungsstränge haben sich beinahe überschlagen. Breits der Prolog fängt böse und spannend an, wird dann aber nicht direkt weiter verfolgt. Es folgen immer mehr Stränge und die Story bleibt undurchsichtig und rätselhaft, vor allem aber spannend. Ständig kommen neue Spuren hinzu, viele laufen auch aus, manche verschwinden wieder unbeachtet. Alina und Elias als Ermittlungsteam haben mir gut gefallen, sie harmonieren gut. Auch Lennarts Einbezug war super, er ist eine Figur ganz nach meinem Geschmack. Ich hatte Spaß dabei, sie bei den ereignisreichen Ermittlungen zu begleiten, auch wenn sich manche Probleme manchmal ein wenig zu schnell klären und manche Sachverhalte nicht besonders glaubwürdig sind. Manche der einzelnen (teilweise sehr dramatisch-firmreifen) Handlungsstränge verflechten sich mit der Zeit, andere bleiben bis zum Ende offen – für meinen Geschmack ist die Geschichte irgendwann zu sehr gesprungen und es wurde einfach viel zu viel in das dünne Buch gepackt. Schade fand ich auch, dass urplötzlich neue Handlungsstränge auftauchen, die man als Leser gar nicht erahnen konnte, da bisher nichts darauf hingedeutet hat. Dieses "eins-nach-dem-anderen" ist zwar schon schlüssig, aber gibt mir das Gefühl ich als Leser kann gar nicht miträtseln bzw. habe selbst gar keine Chance zur Lösung beizutragen. Am Ende bleibt vieles offen, was wohl erst im Laufe der Buchreihe geklärt wird – diese Teaser hätte ich nicht gebraucht. Das Ende war dann wieder überraschend und arbeitet schon auf Fortsetzungen hin.
Zusammenfassend hatte ich schon Spaß dabei, Alina bei ihren Ermittlungen zu begleiten, aber insgesamt hätte „Weniger ist mehr“ dem Buch gut getan. Für mich war es an Handlungen etwas zu überfrachtet und somit unauthentisch und übertrieben dargestellt. Der Schreibstil hat mir aber gut gefallen, da er flüssig und bildlich war und viel Hamburger Lokalkolorit beinhaltet hat.