Rezension

Allein in der Fremde

Das Mädchen mit dem Fingerhut - Michael Köhlmeier

Das Mädchen mit dem Fingerhut
von Michael Köhlmeier

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist tiefer Winter in Irgendwo, als drei Kinder alleine durch die Gegend streifen, Brot stehlen und einen Unterschlupf suchen. Erst war sie alleine, die Kleine, Yisa, bis sie den Großen und den Freund traf. 
Sie ist 6 Jahre alt und niedlich, mitleiderregend, viele Menschen stecken ihr etwas zu, aber ein zu Hause hat sie nicht. Sie weiß nicht, woher sie kommt und versteht die Sprache nicht. Der Große versteht sie, den Freund auch, aber der spricht eine Sprache, die Yisa nicht versteht.

Man kommt nicht darum herum, hier an Flüchtlinge zu denken und ist entsetzt. Trostlos kämpfen hier Kinder ums Überleben, von einem Tag zum nächsten. Eine Perspektive haben sie nicht, sie haben nur sich und selbst das ist ungewiss. Immer wieder nimmt ihnen Unvorhergesehenes das bisschen, was sie haben. Sie machen einfach weiter.
Die schlichte, leidenschaftslose Sprache trägt maßgeblich zu einer sehr beklemmenden Stimmung bei. Dieses Buch muss man durchleiden. Zum Glück ist es kurz.

Nach dem Lesen hat man deutlich mehr Fragen als Antworten, bleibt nachdenklich und betroffen zurück und hat das Gefühl, in Abgründe geblickt zu haben. Ich hätte nicht gedacht, dass ein wirklich kleines Buch so beeindrucken kann.