Rezension

Alleine gegen alle

Der Solist -

Der Solist
von Jan Seghers

Bewertet mit 3 Sternen

Im Kriminalroman „Der Solist“ begeben wir uns ins Jahr 2017. Der Frankfurter Ermittler Neuhaus hat eine neue Berufsmöglichkeit vor sich, da er zur neu gegründeten Berliner Sondereinheit „Terrorabwehr“ dazu stößt. Es ist der September und die Bundestagswahlen stehen an. Die Lage in Berlin ist dramatisch. Auch wenn Neuhaus Handeln auf seiner langjährigen Erfahrung basiert, nehmen ihn seine neuen Kollegen nicht ernst. Nur die Deutschtürkin Suna-Marie begegnet ihn mit Sympathien. Und wie aus dem Nichts ereignet sich eine Mordserie in Berlin, wo einzelne Menschen verschiedener Religionen einem oder mehreren Tätern zum Opfer fallen. Die Tatwaffe ist bei den Morden identisch. In was für einen Zusammenhang stehen die Fälle? Neuhaus, der Solist, muss alleine ermitteln.

Die bisherigen Kriminalromane, die ich gelesen habe, basierten immer auf einem Ermittlungsteam. Hier kommt es anders. Der Protagonist Neuhaus muss sich alleine durchkämpfen, wodurch der Bezug zum Titel schnell klar wird. Auch wenn er Suna-Marie zur Seite hat, muss er doch größtenteils die Ermittlungen alleine in die Hand nehmen.

Und es wird unangenehm. Verschiedene politische Themen werden angeschnitten und abseits Neuhaus Perspektive verfolgen wir in einem Nebenplot die Vorbereitungen eines Politikers, der die kurz vorher stattgefundenen Morde für seinen Wahlkampf nutzt. So geht es im Roman hin und her. Neuhaus als Ermittler hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Auch wenn er eine introvertierte und manchmal schräge Seite offenbart, wirkt er trotzdem sympathisch. Schade fand ich, dass Suna-Marie als Neuhaus Partnerin sehr oberflächig dargestellt worden ist. Hier fehlte mir eindeutig der Tiefgang. Die Identität des Täters wurde im Roman recht schnell preisgegeben. Normalerweise habe ich damit kein Problem, jedoch empfand ich hier, dass dies einen kleinen Einfluss auf die Spannung hatte. Dennoch konnten gute Twists die Spannung wieder hochpushen. Leider freundete ich mich nicht mit dem Schreibstil an. Meiner Meinung ähnelte es mehr einem Bericht. Außerdem finde ich, dass man den Kriminalroman von der Länge her, viel länger schreiben konnte. So würde die Möglichkeit bestehen, dass man viel mehr in die Tiefe geht.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich aus diesem Buch mit gemischten Gefühlen rausgehe. Einerseits ist es ein aktueller sowie politischer Kriminalroman mit einem sympathischen Ermittler. Anderseits störte mich der Schreibstil, die Kürze sowie die frühe Auslösung des Täters.