Rezension

Alles beginnt und endet in Karelien

Die Bibliothek im Nebel -

Die Bibliothek im Nebel
von Kai Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte von Kai Meyer umfasst mehrere Handlungsstränge, die im weiteren Verlauf alle zusammenfließen und auf ein Ende hin führen. So, beginnen wir zunächst damit den jungen Bibliothekar Artur im Jahr 1917 in Sankt Petersburg ein Stück zu begleiten. Er lebt bei seinen Verwandten und als er eines Tages von seiner Arbeit nach Hause kommt, findet er das Anwesen seines Onkels verwüstet vor. Die Familie ist anscheinend in das Visier der Ochrana geraten und so muss auch Artur das Land verlassen, bevor es für ihn zu spät ist. „Hals über Kopf“ macht sich der junge Mann auf sein Heimatland zu verlassen. Sein Ziel ist die Bücherstadt Leipzig. Im Gepäck, ein geheimes Manuskript seines Freundes

Im Jahr 1928 erzählt uns das Mädchen Liette, aus ihrer Sicht ebenfalls einen Teil der Geschichte. Sie ist noch ein junges Mädchen, das ihre Ferien bei ihrem Onkel in seinem Hotel an der Cote d´Azur verbringt. Auf dem Dachboden des Gebäudes entdeckt Liette das Gepäck von russischen Familien, die vor dem Krieg regelmäßig Gäste des Hotels waren. Der Einfachheit halber ließen sie Dinge des täglichen Gebrauchs bis zum nächsten Aufenthalt einfach vor Ort. Nur dann kam der Krieg und die meisten dieser Gäste kehrten nie mehr zurück.mUnter den Sachen entdeckt Liette sowohl ein Amulett mit einem Mondstein als auch ein Buch, das mit einem Schloss gesichert ist.

Die einzelnen Kapitel werden aus der Sicht von unterschiedlichen Protagaonisten heraus erzählt. Zunächst muss man ein bisschen aufpassen um die in den Kapiteln erwähnten Personen nicht miteinander zu verwechseln. Doch wenn man sich erst einmal einen Überblick verschafft hat, kann man während des Lesens beinahe „zusehen“, wie sich die einzelnen Handlungsfäden miteinander verweben zu einem großen Ganzen. Das fand ich sehr beeindruckend. Auch inhaltlich ist die Handlung umwerfend. Kai Meyer hat vermutlich viel recherchiert. Die geschichtlichen Eckdaten, die in der Geschichte erwähnt werden, entsprechen der Realität. Daher gehe ich davon aus, dass auch Ortsbeschreibungen vermutlich den damaligen Gegebenheiten entsprochen haben. Auch das Geheimnisvolle, kommt nicht zu kurz. Ein Spannungsbogen „jagt“ quasi den nächsten. Als LeserIn kann man sich nur sehr schlecht dem entstehenden Sog der Handlung entziehen. Zu den Charakteren lässt sich festhalten, dass sie sehr überzeugend und authentisch auftreten. Gut möglich, dass es damals zu dieser Zeit so oder so ähnliche Personen wirklich gegeben hat.

Kurz und gut. Kai Meyer hat mal wieder ein wahres Meisterstück mit dieser Geschichte abgeliefert.

Fazit:

Eine komplexe Geschichte, meisterhaft erzählt. Mein zweites Jahreshighlight 2024.