Rezension

Amerikanischer Familienroman at its best!

Middlesex - Jeffrey Eugenides

Middlesex
von Jeffrey Eugenides

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein neues Leben in Amerika, ein Geheimnis, die Gene und viele viele Zufälle führen zu Cal, dem Erzähler dieser wunderbaren Geschichte, der weder ganz Junge noch ganz Mädchen sein kann.

Eugenides verknüpft in "Middlesex" den Türkisch-Griechischen Krieg, Einwanderung, das Amerika der 30er und 40er Jahre, die Krawalle in Detroit, Genetik, Comming of Age und eine umfangreiche Familiensaga in einer einzigen Geschichte miteinander. Über drei Generationen lernen wir die Familie Stephanides kennen und dafür geht Eugenides genau so weit in die Vergangenheit zurück, wie nötig. Ein perfektes Timing. Und mit Cal hat er dafür einen großartigen Erzähler gefunden, der alles mit einer Mischung aus Distanz, persönlichen Erlebnissen und einem sehr scharfen Blick zusammenfügt.

"Nie hatte ich die richtigen Worte, um mein Leben zu beschreiben, und nun, da ich in meine Geschichte eingetreten bin, brauche ich sie mehr denn je. Ich kann mich nicht mehr einfach zurücklehnen und das Ganze aus der Ferne betrachten. Von nun an ist alles, was ich Ihnen erzähle, von der subjektiven Erfahrung gefärbt, Teil der Ereignisse zu sein. Hier spaltet sich, teilt sich meine Geschichte, erfährt eine Meiose. Schon fühlt die Welt sich schwerer an, da ich ein Teil von ihr geworden bin."

Auch wenn Eugenides über Sexualität und Körperlichkeiten schreibt wird es nie plump oder vulgär. Sein Erzählton ist mal berührend, mal ernsthaft aber oft auch witzig. Durch lebendige Nebenfiguren, die ausschweifende Erzählweise und viele Informationen zum jeweiligen Zeitgeschehen wirkt alles sehr echt und ich fühlte mich immer "nah dran".

"Middlesex" ist ein großartig erzählter amerikanischer Familienroman mit einer ganz besonderen Hauptfigur. So reflektiert und offen erzählt, wie man es sich nur wünschen kann. Zu kritisieren habe ich eigentlich nur, dass "Middlesex" mich nicht so gefangen genommen hat wie Eugenides "Selbstmordschwestern", das ich ein Jahr zuvor las. Definitiv aber ein toller Autor, den ich nicht mehr missen möchte.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 02. Januar 2020 um 17:19

Ic hätte Middlesex auf die Liste setzen sollen.

katzenminze kommentierte am 02. Januar 2020 um 17:58

Du darfst es trotzdem lesen. ;)