Rezension

Atmosphärisch, spannend, gruselig!

Geisterfjord - Yrsa Sigurdardottir

Geisterfjord
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 5 Sternen

In einem verlassenen Dorf in der isländischen Abgeschiedenheit versuchen Katrin, Gardar und Lif ein altes Haus für Sommergäste zu renovieren. Merkwürdige Geräusche, unerklärliche Erscheinungen und eine zum Zerreissen gespannte Stimmung sollen ihnen bald das Schaudern lehren …

Zur gleichen Zeit bringt sich in Isafjördur eine alte Frau in einer Kirche um, was sich niemand erklären kann. Die Behörden nehmen die Ermittlungen auf. Stehen die Ereignisse in Zusammenhang? Und welche Gefahr geht von ihnen aus?

Anfangs muss gleich gesagt werden, dass es sich um einen hochkarätigem Mystery-Thriller handelt. Von Seite zu Seite erhöhen sich Spannung und Gruselfaktor, wird die Atmosphäre immer angespannter und etliche Schreckmomente jagen einem beim Lesen immer wieder einen Schauer über den Rücken.

Obwohl Winter ist machen sich Katrin, Gardar und Lif in ihr Sommerhaus auf. Sie haben es erst kürzlich gemeinsam gekauft und hoffen, damit dem Schuldenberg bzw. einem Schicksalsschlag entgehen zu können. Aber schon bei der Überfahrt beschleicht Katrin ein ungutes Gefühl, das durch die Warnung des Bootsfahrers bestärkt wird. Denn ausgerechnet ihrem Haus haftet eine unheimliche Geschichte an …

Den Selbstmord der alten Frau kann sich keiner erklären. Aber noch merkwürdiger ist, dass sie sich ausgerechnet in einer Kirche erhängt hat. Und was hat dieser Fall mit Vandalismus in einer Schule zutun?

Schon allein diesem kurzen Umriss sieht man an, dieser Thriller beginnt mit verschiedenen Ausgangspunkten, die sich so geschickt abwechseln, dass man kaum das Lesen unterbrechen kann. Sobald sich eine leise Ahnung oder Spur ergibt, wird man entweder zurück ins verlassene Dorf oder mitten in die Ereignisse in der Stadt versetzt, wo man erneut in die Geschehnisse eingesogen wird.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. In Isafjördur ermittelt man mit Freyr, einem Psychologen, der unter anderem auch die Polizei unterstützt. Freyr ist vom Schicksal angeschlagen, allerdings ist sein Charakter weit vom üblichen Klischee des müden Ermittlers entfernt, sondern eine glaubhafte Figur, die sich in Isafjördur seinem Leben stellt.
Im verlassenen Dorf darf man sich gemeinsam mit Katrin fürchten. Sie ist eine junge Lehrerin, die mit ihrem Mann und einer Freundin, das Häuschen für die Vermietung auf Vordermann bringen will. Katrin ist bodenständig, vernünftig und hofft darauf, dass der Plan zur Rettung der ehelichen Finanzsituation aufgehen wird.

Die Autorin fängt die Atmosphäre Islands so gekonnt ein, dass man sich tatsächlich in der kalten, mysteriösen Landschaft glaubt, und einem die Schauerstimmung des verlassenen Dorfs kribbelnd unter die Haut kriecht. Andererseits schafft sie durch die Handlung selbst eine schaurige Grundstimmung, die einem manchmal beim leisesten Geräusch hochfahren lässt. Man kann sich kaum lösen, muss es wissen, will einfach länger in Island bleiben und schafft es kaum, das Buch vor dem Ende zur Seite zu legen.

Das Ende ist etwas speziell. Es gibt eine Auflösung, die im Großen und Ganzen einleuchtend ist, andrerseits aber etliche Fragen aufwirft und Raum für eigene Interpretationen lässt, was mir aber sehr gut gefallen hat.

„Geisterfjord“ ist ein stimmungsgewaltiger Mystery-Thriller, der einem die kalte Winterlandschaft Islands vor Augen führt, mit einem hohen Spannungslevel versehen, aber in einem ruhigen Stil geschrieben ist. Kalt, abweisend und doch so faszinierend - genau wie ich mir Island vorstelle - beschreibt die Autorin die Ereignisse, wodurch sie eine Distanz zwischen Leser und Handlung schafft, die aber erst recht die Spannung wie bei einem Vulkan unter der Oberfläche zum Brodeln bringt.  

Für mich ist Yrsa Sigurdardóttirs „Geisterfjord“ einer der besten Mystery-Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe: atmosphärisch, spannend, gruselig!

© NiWa

Kommentare

hobble kommentierte am 17. Juli 2016 um 08:47

Ist was für mein Wunschregal