Rezension

Auftakt zum Hugenottenkrieg

Die brennenden Kammern - Kate Mosse

Die brennenden Kammern
von Kate Mosse

Bewertet mit 4 Sternen

Für mich ein sehr gelungener Start nach Frankreich zur Zeit des beginnenden Hugenottenkrieges. Zu Beginn etwas holprig, aber kann dann doch sehr überzeugen.

Carcassonne, Frankreich, im Jahr 1526. Die 19jährige Minou Joubert kümmert sich um den Buchladen und ihre Geschwister, nachdem der Vater nach einer Reise verändert Heim gekommen ist. Als wäre dies nicht belastend genug erhält sie einen Brief mit einer geheimen und beunruhigenden Botschaft, doch was kann gemeint sein? Wer weiß dass sie noch lebt? Als ein Mord in Carcassone passiert verhilft sie Piet Reydon zur Flucht, doch kann sie den jungen Mann nicht vergessen…die Ereignisse in Frankreich spitzen sich dramatisch zu und jeder muss sich nun für die eine Seite entscheiden…

„Alles und jeder ist käuflich. Um Wissen, eine Seele, ein Versprechen auf Vorankommen oder das Versprechen, in Ruhe gelassen zu werden. Ein Brief, für einen Sol zugestellt. Ein Ruf, ruiniert um den Preis für einen Laib Brot. Und wenn Gold und Silber scheitern, bleibt immer die Spitze des Dolchs. Mut ist ein Schönwetterfreund.“ (Seite 63)

Ein historischer Roman über den Krieg in Frankreich zurzeit von 1562 bis 1598. Die Autorin beschreibt gleich zu Beginn eine Anmerkung zu den Hugenottenkriegen. Ebenso enthält es ein Personenverzeichnis was man nutzen kann und nutzen wird in dieser Geschichte.

„Die brennenden Kammern“, sind der Auftakt zu einer Reihe rund um die Hugenottenkriege. Gerade Kriege die schon länger her sind, die man nicht im Gedächtnis hat oder nicht zu der Geschichte des eigenen Landes gehören sprechen eine Faszination aus, dies würde ich hier auch auf dieses Buch schreiben, auch wenn der Einstieg etwas holprig war.

Der Schreibstil ist zu Beginn ruhig, man fragt sich dann schon was es mit den Kammern auf sich haben könnte. Auch nutzt die Autorin einen sehr bildhaften Schreibstil, ein tolles Kopfkino, doch manchmal ist es zu ausgeschmückt und bremst den Lesefluss eher ab. Dies legt sich mit der Zeit, zum Glück, aber.

Zwischendurch gibt es einen Einblick in das Wissen und Handeln einer anderen Person, in einer kursiven Schrift, festgehalten.

Die Hauptprotagonisten sind Minou Joubert und Piet Reydon.

Minou war mir zu Beginn zu blass, die Dialoge mit ihr fanden keinen Anklang und ich konnte mit ihr als Person nicht sonderlich was anfangen. Wie Minou wundert man sich über den Brief den sie erhält, aber wie Minou vergisst man ihn auch wieder und geht mit ihr von Carcassonne nach Toulouse.  Als Minou ihren Bruder begleitet nimmt die Geschichte eine neue Wendung ein und auch die Hauptprotagonistin wurde mir sympathischer, mutiger, setzte sich Ziele und Wege und eine eigene Zukunft. In diesen Zeiten ein neues Wagnis.

Piet Reydon gehört zum Lager der Hugenotten. Durch ihn erhält man einen Einblick in den vor sich hin schwelenden Hass zwischen Hugenotten und Katholiken. Man merkt dass sie Situation sich immer mehr zuspitzt, auch seine Meinungsverschiedenheit mit seinem ehemaligen Freund Vidal, der als Priester tätig ist, zeigen den tiefen Riss auf. Ich fand Piet immer sehr bewundernswert weil er, trotz Widrigkeiten, Hass und Bedrohungen zu seinem Glauben, zu seinem Wort steht und sich nicht beirren lässt. Seinen Glauben aber nicht brutal auslebt, andere bekennen möchte sondern Nächstenhilfe  auslebt.

Um beide Protagonisten gibt es ein Netz aus Freunden, Feinden, Familie. Sie alle spielen eine Rolle in diesem beginnenden Krieg und haben ihre Geheimnisse die sich bewahren möchten, damit Geld machen wollen, jemanden hervorheben oder jemanden ermorden wollen. Die Zeiten waren damals sehr düster, dreckig und ein Schlag mit dem Stock, ein Münzstück konnte jederzeit alles verändern. Das baut die Autorin sehr gekonnt und gut umgesetzt in ihre Geschichte ein.

Wie kam es zum Ausbruch dieses Krieges? Für welche Ziele, Glaubensrichtung, Überzeugung stehen beide Seiten? Wo liegt der Unterschied? Gibt es überhaupt einen?  Gibt es eine Seite die weniger ehrlich kämpft und streitet als die andere? Was waren dies für Zeiten? Und wie sind sie überhaupt ausgegangen?

Neben der Geschichte von Minou und Piet gibt es immer wieder Einblicke wie es zu den weiteren Ausschreitungen kommen konnte, wie dieser Stein des Hugenottenkrieges ins Rollen gebracht wurde. Krieg ist immer eine schreckliche und dreckige Angelegenheit, so auch in diesem Buch, mit seinen Beschreibungen und den Zuständen der Bevölkerung.

Was das Geheimnis von Minou ist wird im Laufe des Buches dann stückchenweise aufgeklärt. Irgendwann kann man aber sich so den einen oder anderen Verlauf zusammenreimen, tut der Geschichte aber keinen Abbruch. Wie es zu diesen ganzen Umständen kam ist auch hier gut umgesetzt, gut erklärt und lässt zum Ende keine Fragen offen.

Für mich ein Buch was zu Beginn etwas schwächelt, aber dann doch eine sehr interessante, erschreckende und gut historisch umgesetzte Geschichte erzählt die ich gerne weiter empfehlen möchte.

„Sag mir, Vidal“, ergriff Piet schließlich das Wort, „fragst du dich niemals, weshalb deine Kirche sich so bedroht fühlt von dem Gedanken, dass wir Gott anders verehren als ihr?“. „Es ist eine Frage der Sicherheit. Ein einiger Staat ist ein starker Staat. Wer sich absondert, schwächt das Ganze.“. (Seite 121)