Rezension

Authentische und atmosphärisch dichte Fantasy-Geschichte, die sich vor seinem Vorgänger nicht verstecken muss.

Die Stadt der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Stadt der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Die originale Rezension findest du hier. Ich freue mich über deinen Besuch! ;-)

 

Ein Mädchen, welches die Flamme in sich trägt, ein Junge, der unsichtbare Monster sehen und besiegen kann – das und vieles mehr verbirgt sich hinter der Gemeinschaft der sogenannten Besonderen, wie sie in dem zweiten Teil der Reihe rund um Miss Peregrine „Die Stadt der besonderen Kinder“ thematisiert wird. Für mich ist schon der erste Band ein absolutes Lesehighlight, so möchte ich seine Fortsetzung im Folgenden näher analysieren und mit anderen Werken vergleichen.

 

Charakteristisch für die genannte Reihe ist eine einzigartige Aufmachung, die durch echte und authentische Bilder eine Atmosphäre aufbauen, die sich gelungen mit der Handlung verwebt und ein stimmiges Gesamtkonstrukt entsteht. Die Handlung selbst ist wie eine stetig wachsende Wurzel, die sich in viele verschiedene Richtungen ausbreitet und selbst vorantreibt, jedoch nie das Ziel vor den Augen verliert. Zudem fließen gelungen auf intensive Art und Weise geschichtliche Anekdoten, wie z.B. der Zweite Weltkrieg, in die Geschichte mit ein, und durch die Tatsache, dass die Protagonisten nicht in der Lage sind, diese Gräueltaten zu verhindern, eröffnet sich dem Leser eine neue Perspektive auf das Geschehene und so wird die eindrückliche Botschaft intensiviert, dass sich so etwas nie wiederholen darf.

 

Auch weist „Die Stadt der besonderen Kinder“ einige zielgruppenrelevante Thematiken auf, die es anspricht. Die kleine Gruppe der Besonderen, die der Leser im ersten Band kennenlernen durfte, nimmt größere Ausmaße an, und ein Zwiespalt zwischen dieser rasch wachsenden Gesellschaft und dem Eigenleben entsteht. Vor allem für Jugendliche sollte die damit verbundene Identitätsfrage große Alltagsrelevanz haben.

 

Der Schreibstil des Autors Ransom Riggs kann nach wie vor überzeugen und die Leserschaft von der ersten Seite beginnend packen und mitreißen. Von Kapitel zu Kapitel bildet man ein riesiges Suchtpotenzial und man kann und will auch nicht anders, als das Buch in einem Rutsch auszulesen. Grund dafür ist, zusätzlich zu schon genannten positiven Aspekten, ein extrem vielschichtiges und mitreißendes Figurenensemble, welches man gerne über die knapp fünfhundert Seiten begleiten möchte und, zumindest meiner Empfindung nach, gut leiden kann.

 

Diese Reihe hat unbestreitbar ihren ganz eigenen Charme, der sie von anderen Werken dieses Genres unterscheidet. Eine ganz eigene Kuriosität, eine ganz eigene Fantasie, eine ganz eigene Welt. Die spannende und nicht vorhersehbare Wendung am Ende des Bandes hinterlässt den Leser reizüberflutet zurück, und man möchte sofort nach Beendigung den nächsten Band zum eigenen Leseort geliefert bekommen.

 

Dem gegenüber stehen einige wenige Kritikpunkte, die jedoch nichts an der Tatsache ändern, dass es sich auch bei diesem Teil um erstklassige und atmosphärisch dichte Unterhaltung handelt: Zum einen lässt sich die Eindimensionalität des Protagonisten Jacob selbst bemängeln, der trotz seiner nicht ganz unwichtigen Stellung in und für die Handlung oftmals wie ein neutraler Erzähler wirkt. Das finde ich etwas schade, da er einen Dreh- und Angelpunkt für dieses Buch darstellt und man ziemlich wenig über sein Innenleben lernt. Weiter sind die Motive der Antagonisten, denen gegenüber sich unsere Hauptfiguren letztendlich behaupten müssen, zu klischeehaft und enttäuschend, dass sie in das Feuerwerk aus kuriosen und interessanten Ideen, die „Die Stadt der besonderen Kinder“ hervorbringt, nicht hineinpassen mögen. Auch lassen sich die Herausforderungen, denen sich die Besonderen gegenüber gestellt sehen, teilweise zu einfach bewältigen. Jeder erste Versuch mag hier gelingen, was mich ein wenig an der Realistik innerhalb der eigenen Welt zweifeln lässt.

 

Wenn man mich also fragt, ob und wenn ja, wem ich „Die Stadt der besonderen Kinder“ weiterempfehlen kann, dann lässt sich feststellen, dass ich ohne jegliche Einschränkungen jedem, der sich auch nur im Entferntesten vom Klappentext angesprochen fühlt, die Reihe wärmstens ans Herz legen kann. Für mich ist auch dieses Buch wieder ein richtiges Lesehighlight, an welches ich noch lange wohlgesonnen zurückdenken kann.

 

„Die Stadt der besonderen Kinder“ ist eine authentische und atmosphärisch dichte Fantasy-Geschichte, die sich vor seinem Vorgänger nicht verstecken muss.

 

Gerne vergebe ich noch fünf von fünf möglichen Sternen.