Rezension

beängstigend realistisch

Über uns Stille - Morton Rhue

Über uns Stille
von Morton Rhue

Bewertet mit 5 Sternen

Morton Rhue beschreibt in seinem Buch "über uns Stille" ein Horrorszenario, wie es hätte passieren können. Scott lebt in einem kleinen Ort in den USA, man schreibt das Jahr 1962. Die Kuba-Krise spitzt sich zu, die Kids wachsen mit den Ängsten vor einer Eskalation auf. Die Angst, dass die Russen die USA mit Atombomben angreifen ist realistisch, in der Schule werden Notfallübungen veranstaltet um für einen möglichen Atomschlag gerüstet zu sein. Doch so wirklich glaubt trotzdem keiner daran dass es tatsächlich passiert, auch wenn die Angst allgegenwärtig ist. Als einziger im Ort entscheidet sich Scotts Vater, einen Bunker unter dem Haus zu bauen, für den Notfall. Als die Sirenen heulen und der Ernstfall eintrifft, flieht Scotts Familie mitten in der Nacht in den Bunker. Verzweifelte Nachbarn erkämpfen sich mit Gewalt einen Plätz im Bunker, letztlich sitzt Scott mit seinem kleineren Bruder, seinen Eltern, der Haushälterin und fünf Nachbarn im Bunker fest. Einem Bunker, der für wesentlich weniger Menschen mit Vorräten ausgerüstet ist.

Aus der Sicht von Scott erlebt man die Angst vor der Bedrohung durch einen Atomschlag sehr intensiv. Die Kapitel wechseln sich ab zwischen der Zeit im Bunker und den Wochen und Tagen davor, als Scott noch eine relativ unbeschwerte Kindheit hatte. Man lernt Scotts Freunde, die Nachbarn und Lehrer kennen. Durch den schnellen Wechsel der kurzen Kapitel entsteht eine eigene Dynamik, der man sich nicht entziehen kann. Die Spannung und Beklemmung ist teilweise unerträglich und zwingt dazu, weiterzulesen.

Die zwei Wochen im Bunker sind in erster Linie geprägt von Angst, Hunger, Verzicht, aber auch Anfeindungen untereinander und Rassismus. Die Charaktere, und wie sie sich unter diesen extremen Umständen verändern, sind sehr realistisch geschildert. Die Zustände, vor allem die hygienischen Zustände sind unvorstellbar.

Morton Rhue ist ein eindrucksvoller, düsterer und spannender Roman gelungen, der sehr nachdenklich stimmt. Ein Jugendroman, der auch für Erwachsene empfehlenswert ist, da er ein Thema behandelt, das eigentlich schon lange in Vergessenheit geraten ist, aber andererseits doch immer noch brandaktuell ist.