Rezension

Beeindruckend und bewegend ...

Der Geiger - Mechtild Borrmann

Der Geiger
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Wieder mal eines dieser Bücher, bei denen einem beim Lesen häufig der Gedanke kommt: „Gott sei Dank lebe ich im Jetzt und im freien Deutschland.“

Willkürlich, wie es scheint, wird der Violinist Ilja Grenko eines Abends nach einem Konzert verhaftet. Man wirft ihm vor, angeblich mit dem westlichen Feind Kontakte zu pflegen, ja sogar mit Fluchtgedanken zu spielen. Erst glaubt Ilja noch an einen Irrtum. Doch der erhoffte Prozess bleibt im versagt, seine geliebte Geige verschwindet und seine zurückgebliebene Familie wird in die Verbannung geschickt. Viele Jahre später begibt sich sein Enkel Sascha auf Spurensuche und gerät dabei selbst ins Kreuzfeuer. Was er aufdecken wird, erschüttert den Leser zutiefst.

Mit ihrem wunderbaren, wenn auch verschreckenden, Roman gibt uns Mechthild Borrmann mal wieder das Thema Vergangenheitsbewältigung mit auf den Weg. Dieser Weg führt uns ins Arbeitslager im bitterkalten Sibirien, lässt uns die Familie in die Verbannung begleiten, lässt uns mit Ilja, aber auch seiner Frau Galina, einen grausamen Überlebenskampf führen und macht uns auf eindringliche Weise mit den Zuständen in Russland nach dem zweiten Weltkrieg vertraut ohne jedwede Effekthascherei. Dieser Roman steht ihrem preisgekrönten Buch Wer das Schweigen bricht in nichts nach. Ich freue mich auf weitere Lektüre dieser tollen Schriftstellerin.