Rezension

Spannende Zeitgeschichte

Der Geiger - Mechtild Borrmann

Der Geiger
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen.

Im Jahr 1948 wird der berühmte russische Geiger Ilja Grenko nach einem Konzert plötzlich verhaftet, er kommt in ein Straflager. Seine Frau und die beiden kleinen Söhne werden nach Sibirien verbannt. Vierzig Jahre später sucht Iljas Enkel Sascha nach seinen Wurzeln und er findet seine verschollene Schwester, die nach dem Tod der Eltern von fremden Menschen adoptiert wurde. Bevor er mit ihr sprechen kann, wird sie vor seinen Augen erschossen. Aber sie hinterlässt Dokumente, die Sascha neue Einblicke in die Geschichte der Familie geben und auch eine Spur zu der verschwundenen Stradivari seines Großvaters tut sich auf. Sascha muss unbedingt nach Russland reisen...

Ich kannte Mechtild Bormann bisher als Autorin etwas seichter Romane, deshalb hat mich dieses Buch überrascht. Es erzählt sehr spannend von der Geschichte des Geigers, von den Grausamkeiten der Straflager und der Verzweiflung der Menschen in einem autoritären System. Man ist vollkommen der Willkür ausgeliefert und hat keine Chance zu entkommen außer durch den Tod. Ich vermute, dass es heute leider nicht anders ist als in der Stalinzeit, wenn man bedenkt, was im Moment mit Oppositionellen in Russland passiert. Dadurch ist das Buch heute wieder hoch aktuell.

Bormann schreib gut und ihr Stil hat mir gefallen. Insgesamt habe ich das Buch gern gelesen, auch wenn es manchmal grausam war und sehr an die Nieren ging.