Rezension

Beklemmendes Kammerspiel

Ein falsches Wort
von Vigdis Hjorth

Bewertet mit 4 Sternen

Oft, wenn der Tod vor der Tür steht oder bereits eingetreten ist, bricht innerhalb vieler Familien nicht nur die Trauer, sondern auch der Streit um das Erbe aus. Wenn dieser Streit bereits zu Lebzeiten seine Bahnen zieht und die Kluft zwischen den Geschwistern immer größer wird, ist dies schon schlimm genug. Doch wenn dann noch die Dämonen der Vergangenheit und Kindheit ihren Weg in die Gegenwart finden, wird ein Erbstreit, zu einer Lebensbeichte und Abrechnung. Und genauso geht es der Protagonistin Bergljot dieses Romans "Ein falsches Wort". Diese wird in den Erbstreit ihrer Geschwister um zwei Ferienhäuser verwickelt und muss sich plötzlich erneut mit ihrer Familie beschäftigen, die sie so viele Jahre versucht hat, aus ihrem Leben fernzuhalten. Was dann an Erinnerungen und Emotionen zurückkehrt stürzt Bergljot in die tiefen Angstzustände, Unverständnis und Trauer.

Vigdis Hjorth ist mit diesem Roman ein wirklich sehr gutes literarisches Buch gelungen. Dass einen psychologischen Kammerspiel in einer Familie gleichkommt und von der ersten Seite an, mit psychologischer Raffinesse und düsterer und bedrückender Atmosphäre zu überzeugen weiß. Genau diese sehr realistisch dargestellte Atmosphäre, war mir jedoch manchmal fast ein wenig zu viel und ich konnte mich nicht davon freimachen, genau diese Emotionen mit in den Alltag zu nehmen. Dies spricht grundsätzlich für das Buch, sollte man aber als kleine Triggerwarnung wissen.

Alles in allem ein sehr gut geschriebenes und psychologisch brillant geschriebenes Buch. Dennoch ist bei mir der letzte Funke zu den 5 Sternen nicht übergesprungen.