Rezension

Bemerkenswerte Geschichte als mittelmäßiges Buch

Mein langer Weg nach Hause - Saroo Brierley

Mein langer Weg nach Hause
von Saroo Brierley

Bewertet mit 3 Sternen

Saroo Brierleys Lebensgeschichte ist unglaublich. Er ist fünf Jahre alt, als er ganz alleine in Kalkutta landet, zunächst auf der Straße lebt, dann aber aufgegriffen und sogar an ein australisches Paar zur Adoption vermittelt wird. Das war in den 80er Jahren.
25 Jahre später gibt es das Internet und Google Earth. Saroo beginnt zu recherchieren. Lässt sich anhand seiner Kindheitserinnerungen sein ehemaliger Wohnort ermitteln und vielleicht sogar seine Familie finden? Tatsächlich! Selbst das verrät uns schon der Klappentext.

Ja, hier wir ein sehr ungewöhnliches Schicksal geschildert. Ich habe großen Respekt vor Saroos Hartnäckigkeit, dem Mut seiner Adoptiveltern, der Hingabe der Leiterin eines indischen Waisenhauses und auch vor der Tapferkeit seiner indischen Mutter. Ganz sicher wäre dieses Buch ein überaus anrührender Film. Als Buch ist man schon nach den ersten Seiten enttäuscht, wenn man feststellt, dass das Ende der Geschichte vorweggenommen wird und bei näherer Betrachtung eigentlich der komplette Inhalt schon im Klappentext steht. Überraschungen erlebt man hier nicht. Man liest einen Bericht, der dramatische Begebenheiten nüchtern und sachlich vorträgt.
Das langweilt nicht, weil die Geschichte interessant ist, ist aber auch kein großer literarischer Genuss, wegen des monotonen Erzählstils und einer sehr holprigen Dramaturgie.

Vielleicht hätte Herr Brierley besser einen professionellen Autor beauftragt, seine Geschichte zu erzählen. Erzählenswert ist sie auf jeden Fall. So ist es eine bemerkenswerte Geschichte als mittelmäßiges Buch. Jammerschade.