Rezension

Berlin im Jahr 1948

Pandora - Liv Amber, Alexander Berg

Pandora
von Liv Amber Alexander Berg

Bewertet mit 4 Sternen

“Pandora“, der Debütroman von Amber & Berg, spielt im Jahr 1948 im zerstörten Berlin.  Hans-Joachim Stein, der mit seinem Vater 1933 nach England emigrierte, ist nach Berlin zurückkehrt und erkennt es nicht wieder. Der bei Scotland Yard ausgebildete Deutsche arbeitet nach einem kurzen Zwischenspiel im Osten bei der neu gegründeten Mordinspektion West, während sein Vater, ein strammer Kommunist, im Osten Karriere macht. Von seinem Kollegen Max Wuttke und seinem Vorgesetzten Curt Krüger wird er mit viel Argwohn aufgenommen. Vor allem Krüger möchte den „Tommy“ so schnell wie möglich wieder loswerden. Stein sieht zufällig eine Akte auf seinem Schreibtisch, wo es um fünf tote Frauen geht. Ihm wird strikt untersagt, in diesem Fall zu ermitteln und Befragungen durchzuführen. Stein wird sofort misstrauisch. Da wird etwas vertuscht. Kommissar Wuttke soll ihn offensichtlich bespitzeln und alle Informationen an den Chef weiterleiten. Sympathisch ist nur die junge Schreibkraft Lore Krause, die sich in der Folge immer wieder in die Ermittlungen einmischt. Dann wird der Schieberkönig Braunke im Bordell Pandura ermordet aufgefunden. Die Leiche ist mit rotem Kopierstift beschriftet. Weitere Morde passieren, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Immer wieder sabotiert Kriminalrat Krüger die Ermittlungen und will den Zusammenhang verschleiern. Jede(r) beliebige Verdächtige ist ihm Recht, Hauptsache die alten Seilschaften schützen die alten Nazis und ermöglichen ihr Verbleiben im Amt. Der unbestechliche Stein durchschaut schnell, dass Verbrechen aus der Nazizeit hinter den Taten stehen und jemand dafür Rache nimmt, denn Gerechtigkeit ist unter diesen Umständen nicht zu erwarten. Zu viele Nazis sind trotz der Nürnberger Prozesse und der offiziellen Entnazifizierung noch in Amt und Würden. Stein und Wuttke, die inzwischen kollegial miteinander umgehen, lassen sich von ihrem Chef nicht einschüchtern und lösen den Fall.

Amber & Berg haben einen spannenden und sehr gut recherchierten Roman geschrieben, ein Geschichtsbuch in Krimiform. „Pandora“ thematisiert nicht nur entsetzliche Naziverbrechen, sondern vermittelt auch einen sehr präzisen Eindruck vom Nachkriegsberlin mit seiner Zerrissenheit, dem Mangel an Wohnraum und Nahrung und dem erbitterten Gegeneinander von West und Ost.  Als Leser freut man sich auf die Fortsetzung nach dem vielverspechenden Auftakt der Serie.