Rezension

Berührende Geschichte

Nur ein einziger Tanz -

Nur ein einziger Tanz
von Hermien Stellmacher

Bewertet mit 5 Sternen

Rike hat gerade einen Auftrag als Übersetzerin abgeschlossen und freut sich eigentlich auf die nun freie Zeit. Als ihr langjähriger Lebensgefährte sie mehr oder weniger ohne Erklärung verlässt, da er eine Auszeit braucht, ist sie voller Selbstzweifel. Der Tod ihrer Mutter vor einem Jahr belastet sie zudem immer noch. Als ein Brief aus Amsterdam von einem bisher unbekannten Hendrik Rhee bei ihr ankommt, der sehr einfühlsam und rührend von ihrer Mutter schreibt, wird ihr Interesse geweckt. Er hat im Internet die Todesanzeige ihrer Mutter gefunden. Rike erfährt, dass er ihre Mutter vor langer Zeit gekannt hat, als diese als junge Frau noch in Amsterdam gelebt und noch nicht verheiratet gewesen ist. Jahrelang hat er vergeblich nach ihrer Mutter gesucht, und würde sich freuen, wenn Rike ihn in Amsterdam besuchen würde.

Trotz anfänglicher Zweifel reist Rike zu ihm nach Amsterdam, wo sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat, bis der Vater einen Job in Deutschland bekommen hat und die Familie umgezogen ist. Dort trifft sie nicht nur auf den 92 jährigen Hendrik, sondern auch auf viele Erinnerungen, die sie eigentlich ganz weit weg gesperrt hatte. Durch Hendriks Erzählungen erfährt sie nicht nur viel Neues über ihre Mutter, sondern sie sieht ihre Erinnerungen aus einer anderen Perspektive. Nach und nach fügen sich die Puzzelteilchen zu einem Ganzen und Rike versteht nun viel mehr Details, und stellt fest, wie stark die Vergangenheit auch ihr Leben beeinflusst hat.

"Nur ein einizger Tanz" nimmt uns mit auf eine Reise nach Amsterdam der Vergangenheit und der Gegenwart. Der Schreibstil ist so lebendig, herzlich und bildhaft, dass man sich alles genau vorstellen kann. Das die Geschichte aus der Perspektive von Rike und Hendrik erzählt wird hat mir sehr gut gefallen.

Die Hauptcharaktere des Buches sind sehr liebevoll und authentisch beschrieben und auch die Nebenfiguren sind äußerst sympathisch skizziert. Die Idee der Senioren-WG hat mir gut gefallen. Das die Senioren mit dem Flipperautomaten Entscheidungen ausspielen, finde ich sehr lustig, auf so eine herrliche Idee muss man erst einmal kommen.

Diese feinfühlige Geschichte regt zum Nachdenken und auch zum Schmunzeln an, und macht anhand der Hauptcharaktere deutlich, dass getroffenen Entscheidungen und die daraus resultierenden Konsequenzen nicht nur einen selbst betreffen. Hendriks und Rikes Geschichte hat mir eine schöne Lesezeit beschert, die ich auf jeden Fall weiter empehlen kann.

Im Nachwort erzählt die Autorin die Entstehungsgeschichte dieses Romans, der auch Autobiographisches einschließt. Das macht den Roman noch einmal zu etwas Besonderem.